Impfen bleibt ein Schlamassel
Geht es nach dem bekannten Immunologen Beda Stadler, ist die Diskussion um das Impfen ein «Schlamassel». Seine Theorie zum Start der Europäischen Impfwoche.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Europäische Region der WHO begeht vom 24. bis 30. April die Europäische Impfwoche.
- Auch das Bundesamt für Gesundheit BAG nimmt mit der Kampagne «Bisch gimpft?» teil.
- Geht es nach Immunologe Beda Stadler, müsste der Bund viel aktiver kommunizieren.
Jährlich organisiert die Weltgesundheitsorganisation WHO eine Europäische Impfwoche. In dieser soll durch verschiedene Kampagnen das Bewusstsein für das Impfen wachsen. Darum lanciert heute auch das Bundesamt für Gesundheit BAG seine Kampagne «Bisch gimpft?».
Bund stellt Impfung primär als Selbstschutz dar
Der Bund setzt bei seiner Kampagne voll und ganz auf den elektronischen Impfausweis. Über die Online- und Social Media Kanäle wirbt das BAG für das moderne Impfbüchlein. Denn viele Patienten hätten Mühe, das herkömmliche Büchlein zu entschlüsseln.
«Bisch gimpft?» Das elektronische #Impfausweis schafft Gewissheit. Es analysiert automatisch den Impfstatus und erinnert uns daran, wann eine Auffrischung angezeigt ist. Eine neue Kampagne zeigt die Vorteile dieses Instruments auf. #Impfung https://t.co/dFAWSPKa0N pic.twitter.com/v3qhzKjGu9
— BAG – OFSP – UFSP (@BAG_OFSP_UFSP) April 24, 2019
«Und wenn es verloren geht, kann nicht überprüft werden, ob man mit den Impfungen auf dem neusten Stand ist.» Mit dem elektronischen Ausweis wird der Impfstatus automatisch überprüft, der Patient bei Fälligkeit per SMS oder E-Mail benachrichtigt.
Dass der Bund in seiner Werbewoche für den elektronischen Impfausweis weibelt, findet der Immunologe Beda Stadler zwar gut, sagt aber: «Den elektronischen Impfausweis sollten wir seit zehn Jahren haben und er sollte Bestandteil der elektronischen Patienten-Karte sein.»
Und weiter: «Der Bund muss viel aktiver kommunizieren und endlich davon wegkommen, die Impfung als primärer Selbstschutz darzustellen.» Denn da liege laut Stadler das Problem der Impf-Thematik.
Impfen als Glaubensfrage
Fakt ist: Geht es ums Impfen, schiessen die Emotionen hoch.
Gerade in den letzten Monaten mit einer starken Grippewelle und dem Masern-Ausbruch liefern sich Impf-Gegner und -Befürworter hitzige Diskussionen. Geht es nach Beda Stadler, würden die meisten Menschen die durch Impfung vermeidbaren Krankheiten nicht mehr kennen.
Stadler: «Für Impfgegner ist die Impfung zur Glaubensfrage geworden und wer glaubt, der denkt nicht.»
Die Impfung sei Wissenschaft und da habe die Meinung der Menschen keine Bedeutung. «Es gibt keine Alternativen Fakten und das macht eben viele Menschen wütend.»
Zudem hätten Impfgegner heute eine viel grössere Plattform. Früher hätte man dafür ein Buch kaufen oder einen Vortrag besuchen müssen. «Heute quellen die sozialen Medien über von gratis Information jeglicher Art und von geistiger Verunreinigung der Verschwörungstheoretiker.»
Ein Impfobligatorium soll das Schlamassel beheben
Stadler kennt kein Pardon vor den Impf-Gegnern. Darum müsse der Bund aktiver erklären, weshalb die Herden Immunität wichtig sei. «Die AIDS-Kampagnen waren zwar nicht immer sehr glücklich. Trotzdem sind sie ein gutes Beispiel, wie der Bund das Impfen propagieren sollte.»
Denn für die nächsten Jahre sei ein weiteres Schlamassel vorprogrammiert. «Ausser, es finden sich mutige Politiker, die als erstes ein Impfobligatorium fordern. Danach müssen sie eine rationale Debatte mit Unterstützung der Krankenkassen und des Bundes führen.»