In Bern hat sich die Zahl der Obdachlosen verdoppelt

Andrea Schüpbach
Andrea Schüpbach

Bern,

Die Notschlafstellen in Bern quellen über. Die Zahl der Obdachlosen hat sich verdoppelt. Kriege und Armut in anderen Ländern verschärfen die Situation.

Obdachlose Bern
Nicht nur in Bern gibt es mehr Obdachlose. Auch in Basel (im Bild) oder Genf sind die Notschlafstellen voll. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Die Obdachlosenzahl in Bern hat sich verdoppelt.
  • Besonders die Anzahl der ausländischen Obdachlosen nimmt zu.

Ob am Bahnhof, auf der Gasse oder an der Tramhaltestelle. In eine Decke gewickelt, auf einer Parkbank liegend oder am Boden sitzend. Wer derzeit am Abend durch Bern geht, der trifft oftmals auf obdachlose Menschen.

Der Schein trügt nicht. Silvio Flückiger von der Sozialarbeit im öffentlichen Raum «Pinto» sagt zu SRF: «Im Gegensatz zu früher hat sich die Zahl der Obdachlosen etwa verdoppelt.» Eine Situation wie in den letzten Monaten habe er noch nie erlebt.

Das macht sich etwa im Passantenheim der Heilsarmee bemerkbar. Vor zwei Jahren seien zusätzliche Plätze eingerichtet worden. Trotzdem sei das Haus heute praktisch immer voll.

Zwei Drittel der Obdachlosen sind Sans-Papiers

Auffallend ist, dass vermehrt Ausländer auf der Strasse landen. Eine Studie der Fachhochschule Nordwestschweiz, die letztes Jahr publiziert wurde, zeigt: Fast zwei Drittel der Obdachlosen in der Schweiz sind Sans-Papiers.

Sie kommen in die Schweiz, wollen hier ihr Glück versuchen – und stranden. Der Soziologe Jörg Dittmann vermutet, dass die Zahl der obdachlosen Ausländer wohl noch zunehmen wird. «Kriege und die grosse Armut in anderen Ländern sind Treiber für Obdachlosigkeit – auch in der Schweiz.»

Heiss diskutiert wird die Problematik auch in der Berner Politik. Das Stadtparlament forderte vor Kurzem zusätzliche Notschlafstellen. Gerade auch für Frauen. Sozialdirektorin Franziska Teuscher sagt zu SRF, dass man nach einer geeigneten Liegenschaft Ausschau halte.

Hatten Sie schon einmal Angst, obdachlos zu werden?

Helfen sollen zudem neue Beratungsangebote im Bereich Wohnen. Darüber hinaus will die Stadt in Zukunft bei der Wohnungssuche unter die Arme greifen. Hat eine armutsbetroffene Person Aussicht auf eine Wohnung, soll Bern das Mietzinsdepot einzahlen.

Übrigens: Zwar leben in Bern im Vergleich zu anderen Städten in der Schweiz mehr Obdachlose. Jedoch sieht die Situation derzeit auch in Basel und Genf nicht viel anders aus.

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