In der Schweiz sollen Gasspeicher gebaut werden
Um die Schweiz in Energiefragen unabhängiger zu machen, möchte die Gasindustrie Speicher bauen. In einem ersten Schritt werden technische Fragen geklärt werden.
Das Wichtigste in Kürze
- Nach Ansicht der Gasbranche sollte es auch in der Schweiz grosse Gasspeicher geben.
- Diese würden die Schweiz in energiepolitischen Fragen unabhängiger machen.
- Ferner könnten solche Speicher in Zukunft auch für erneuerbare Energie umgenutzt werden.
Nach Ansicht der Gasbranche sollte es auch hierzulande grosse Gasspeicher geben. Aus Gründen der Versorgungssicherheit sei es sinnvoll, dass die Schweiz selbst Gas speichern kann. Dies heisst es vom Verband der Schweizerischen Gasindustrie (VSG).
Solche Speicher könnten auch für erneuerbares Gas genutzt werden und seien somit eine Investition in die Zukunft. Erst einmal gehe es jetzt darum, technische und wirtschaftliche Fragen abzuklären: Wer zum Beispiel einen Speicher in einem liberalisierten Gasmarkt bezahlt. Das sagte Thomas Hegglin vom Gasverband auf Anfrage der Nachrichtenagentur AWP.
Da die Schweiz kein Erdgas fördert und keine kommerziell betriebenen saisonalen Gasspeicher hat, ist sie von Reserven anderer Länder abhängig. In Deutschland stehen die grössten Speicher. Das Nachbarland bezieht den Grossteil seiner Gasreserven eigentlich aus Russland. Dieser Anteil ist seit dem Angriff Russlands auf die Ukraine allerdings gezwungenermassen deutlich zurückgegangen.
Im europäischen Vergleich niedriger Gasverbrauch
Die Schweiz hat im europäischen Vergleich eher einen geringen Gasverbrauch. Vom hiesigen Energiebedarf macht der Rohstoff rund 15 Prozent aus. Erdgas wird hierzulande vor allem zum Heizen und in der Industrie gebraucht. Grosse Gaskraftwerke zur Stromproduktion gibt es keine.
Laut Bundesamt für Energie wird sich der Bundesrat demnächst mit der Frage zum Bau von Gasspeichern in der Schweiz befassen. «Ich kann Ihnen derzeit nicht mehr zu diesem Thema sagen», sagte Mediensprecherin Marianne Zünd zu AWP.
Verschiedene Unternehmen und weitere Marktakteure befassen sich ebenfalls bereits mit dem Thema. «Die aktuelle Energiesituation zeigt auf, dass wir auch in der Schweiz zukünftig auf saisonale Gasspeicher angewiesen sein werden.» Das heisst es etwa bei Energie 360 Grad – dem grossen Zürcher Gasversorger. Saisonale Gasspeicher in der Schweiz könnten künftig einen Beitrag leisten zur Versorgungssicherheit und zur Deckung von drohenden Winterstromlücken.
Gasspeicher auch für erneuerbare Energie
Energie 360 Grad prüft daher eigenen Angaben zufolge seit eineinhalb Jahren saisonale Gasspeicher in der Schweiz. Die Prüfung findet in Zusammenarbeit RAG Austria, einem grossen Gasspeicherunternehmen, und weiteren Forschungspartnern statt.
Bei dem Projekt geht es allerdings nicht um die Speicherung von fossilem Erdgas. Es geht um die Speicherung von erneuerbarem Wasserstoff (aus Windenergie oder Fotovoltaik) und CO2 aus der Luft. Das Methan entstehe dann im Untergrund auf natürliche Art und Weise aus Wasserstoff und CO2, erklärte Unternehmenssprecher Michael Walser.
Die Schweizer Forschungspartner sind die Universität Bern, die Fachhochschule OST und die Eidg. Materialprüfungs- und Forschungsanstalt Empa.