In der Schweiz: Spitalfehler werden nicht systematisch erfasst

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Bern,

In der Schweiz gibt es für die Spitalfehler, auch «Never Events» genannt, noch immer keine systematisch geführte Liste.

Spital
Notfallwegweiser bei einem Schweizer Spital (Symbolbild). Mittlerweile sind wieder mehr Patienten mit Coronavirus in den Spitälern. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Auch in der Schweiz kommt es manchmal zu Spitalfehlern.
  • Die Spitalfehler werden auch «Never Events» genannt.
  • Die Schweiz führt noch immer keine systematische Liste über allfällige Spitalfehler.

Falsches Bein operiert, grössere Metallteile im Bauch vergessen oder nicht das richtige Medikament verabreicht: Was in Schweizer Spitälern schiefläuft und irreparable Schäden verursacht, wird nach wie vor nicht systematisch erfasst. Im Gegensatz zu zahlreichen anderen Ländern.

Eine Umfrage der Stiftung Patientensicherheit bringt dies ans Licht. 174 Risiko- und Qualitätsmanager von Spitälern hatte die Stiftung im vergangenen Jahr angeschrieben. 95 haben geantwortet, wie es auf ihrer Homepage heisst und der «Tages-Anzeiger» am Dienstagabend berichtete.

Im internationalen Sprachgebrauch werden schwerwiegende Vorfälle, «die nahezu vollständig zu vermeiden» wären, als sogenannte Never Events bezeichnet.

Umfrage der Stiftung Patientensicherheit

In der Umfrage, die die Stiftung Patientensicherheit Ende 2019 durchführte, geben 73 Prozent der Spital-Risiko- und -Qualitätsmanager folgendes an: Sie fänden, dass Never Events eine wichtige oder zentrale Bedeutung haben. 81 Prozent finden es sehr wichtig, dass Never Events systematisch erfasst werden, um die Patientensicherheit zu verbessern.

Allerdings erfahren 54 Prozent der Spital-Manager von den Never Events in der eigenen Klinik nichts. Oder wenn, dann nur über inoffizielle Kanäle. 62 Prozent würden es begrüssen, wenn die Never Events einer neutralen Stelle anonym gemeldet werden könnten. 45 Prozent finden, es sollte eine Meldepflicht für Never Events geben.

Spitalfehler
Angst vor dem Pranger verzögert in der Schweiz eine zentrale Erfassung von ärztlichen Fehlern mit oft irreparablen Schäden an Patienten (Symbolbild). - sda - KEYSTONE/LAURENT GILLIERON

Trotzdem existieren in der Schweiz bisher weder eine Never-Event-Liste noch übergeordnete Vorgaben für eine Meldepflicht solcher Ereignisse. Spitäler oder Ärzte fürchten sich an den Pranger gestellt zu werden. David Schwappach sieht das als Grund für die zögerliche Entwicklung in der Schweiz. Er ist der Direktor der Stiftung Patientensicherheit.

Das liege im Widerspruch zur Verantwortung, die die Gesundheitsbranche gegenüber der Bevölkerung trage. Dies sagte Schwappach am Mittwoch im Gespräch mit der Nachrichtenagentur Keystone-SDA. «In der Luftfahrt wäre eine solche Haltung undenkbar, dort überwiegt das Interesse an der Verbesserung der Sicherheit des Gesamtsystems.»

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