«Indonesier werden nicht mehr in der Aare schwimmen»
Das Wichtigste in Kürze
- Der Sohn eines Indonesien-Politikers wird in der Aare in Bern seit Donnerstag vermisst.
- Im asiatischen Land häufen sich seither Spekulationen und Unwahrheiten über den Fluss.
- Ein indonesischer Reiseveranstalter erzählt Nau.ch, was in dem Land derzeit geschieht.
Seit Donnerstag wird Emmeril Kahn Mumtadz vermisst. Der 23-jährige Indonesier ging in Bern in der Aare verloren, als er mit zwei Frauen schwimmen war. Die Suche läuft weiter.
Der Fall beschäftigt nicht nur die Berner Polizei, sondern mittlerweile ein ganzes asiatisches Land. Wie sich herausstellte, handelt es sich beim Vermissten um den Sohn von Ridwan Kamil. Der 50-jährige Architekt und Gouverneur vom indonesischen West Java kandidiert in seinem Heimatland für die Präsidentschaft.
Wenig überraschend, ist in Indonesien die mediale Berichterstattung über das Verschwinden von Emmeril Kahn Mumtadz gross. Mit ihr sind es aber auch die Diskussionen und Spekulationen zur Ursache des Falls – und zum Aare-Schwimmen generell.
In Indonesien herrscht falsches Bild der Aare
Indonesier haben «online viel recherchiert und wollen wissen, wie gefährlich die Aare ist», erklärt Syarif Zapata gegenüber Nau.ch. Zapata ist indonesischer Staatsbürger und in der Schweiz als Reiseveranstalter, Blogger und auf Social Media tätig. In seinem Heimatland gilt er als Schweiz-Experte, in den sozialen Medien zählt er mehrere hunderttausend Follower.
Infolge des Verschwindens des 23-jährigen Indonesiers lud Zapata am Sonntag ein Video auf Youtube hoch. In diesem zeigt er, wo man in Bern schwimmt, welche Sicherheitsvorkehrungen getroffen werden und was auf den Warnschildern steht.
Vier Tage nach der Veröffentlichung hat das Video bereits 4,4 Millionen Views, diverse Medien in Indonesien haben es aufgegriffen. Zapatas Ziel: Mit dem Aufklär-Video will er die falschen Wahrnehmungen in Indonesien relativeren. Denn in Bezug auf das Aare-Schwimmen in Bern gibt es davon eine Menge.
«Aare soll ganz geschlossen werden»
«Insgesamt entsteht ein verzerrtes Bild. Die Leute waren nicht hier und vergleichen die Aare mit Flüssen in Indonesien», erklärt Zapata gegenüber Nau.ch.
«Sie bilden sich eine eigene Meinung und sagen, die Schweizer Regierung sollte mehr warnen.» Andere gingen noch weiter. «Sie verstehen nicht, wieso die Aare nicht geschlossen wird.»
Online kursieren Bilder, die der sonst eher ruhigen Aare in Bern nicht gerecht werden. «Einige laden Videos von Teilen der Aare mit starken Strömungen hoch.» Dazu gesellen sich laut Zapata falsche Wahrheiten über Statistiken.
Insgesamt entwickelt sich so bei einigen Indonesiern eine gewisse Unsicherheit und Angst vor dem Schweizer Fluss. Indonesier würden, wenn künftig mal in Bern, wohl «nicht mehr in der Aare schwimmen gehen», vermutet Zapata.
Der Blogger hingegen will seine Follower weiter über die Aare aufklären – und für ein Video darin schwimmen gehen. Seinen Kunden empfiehlt Zapata die sowohl erfrischende als auch risikobehaftete Tätigkeit hingegen nicht. Grund sind wenig überraschend die damit verbundenen Risiken für Unerfahrene und Touristen.