Insekten-Plage an Aare und Limmat, weil Fliegen Hochzeit feiern
In Schweizer Gewässern summt und schwirrt es! Tausende Köcherfliegen vermiesen vielen die Abkühlung. Experten sagen hingegen: «Staunen, nicht beklagen!»
Das Wichtigste in Kürze
- Wer derzeit in die Aare oder Limmat springen will, der muss Augen und Mund zuhalten.
- Auf den Schweizer Gewässern schwirren tausende Köcherfliegen herum.
- Badi-Gäste störts – Ökologen jubeln hingegen über die Insekten-«Hochzeit»!
Perfektes Badi-Wetter! Oder etwa doch nicht? Gäste des Berner Marzili-Bads überlegen es sich vergangene Woche zweimal, ob sie den Sprung ins kühle Nass wagen sollen. Viele drehen sich auf der Einstiegs-Treppe um und verzichten auf die Aare.
Das liegt nicht etwa an der noch etwas kalten Wasser-Temperatur – die Menschen beklagen sich über eine «Insekten-Plage»!
Und tatsächlich: Die Oberfläche der Aare ist fast schwarz. Tausende Insekten schwirren dicht über dem Wasser umher.
Das ist auch in Zürich nicht anders, wie Gabi Müller, Biologin bei der Schädlingsprävention der Stadt Zürich, gegenüber Nau.ch sagt. «Im Moment haben wir in Zürich an der Limmat ein Massenvorkommen von Köcherfliegen.»
Müssen wir uns etwa Sorgen machen? Nein – im Gegenteil.
«Köcherfliegen sind harmlos. Es ist ein Naturschauspiel, das auch zeigt, dass die Wasserqualität okay ist», erklärt Insektenforscherin Verena Lubini. «Also staunen und sich nicht beklagen!»
Köcherfliegen können nicht stechen
Für Badi-Gäste sind die Tierchen also höchstens unangenehm – sie können weder stechen noch beissen. Zudem kann man schon bald wieder ohne Insekten-Hindernis ins Wasser. Die Köcherfliege lebt nicht allzu lang.
Und was treiben die Köcherfliegen eigentlich auf dem Wasser? «Die halten gerade Hochzeit», so Christian Kropf vom Naturhistorischen Museum Bern.
«Die Köcherfliegen leben als Larven im Wasser. Sie heissen so, weil sich viele Arten aus Steinchen, Holzteilchen und Sandkörnern einen Köcher bauen, in dem sie leben. Sie tragen ihn bis zur Verpuppung mit sich herum», erklärt der Experte.
Festessen für Fische, Vögel und Fledermäuse
Schliesslich verpuppen sie sich, meistens auf der Unterseite von Steinen. Und dann beginnt das grosse Schwirren.
Kropf: «Die Tiere schlüpfen ziemlich gleichzeitig und bilden Schwärme. Dies dient vor allem der Paarung. Danach legen die Weibchen die Eier in kleinen Gallertklümpchen ab und die Insekten sterben. Deswegen hat es jetzt so viele Köcherfliegen.»
Während sie für uns Menschen beim Baden stören können, sind sie von grosser Bedeutung für die Gewässerökologie. «Die Larven fressen feines organisches Material, auch totes Pflanzenmaterial», sagt Kropf.
Für Fische, Vögel und Fledermäuse werden sie selbst zum Festessen.