Innerrhoder Landesarchiv öffnet Bildersammlung zur Landsgemeinde
Die Landsgemeinde in Appenzell ist wegen der Coronapandemie nicht nur verschoben worden, ihr droht nun auch die Absage. Das Innerrhoder Landesarchiv öffnet als Ersatz seine Bildersammlung und zeigt Impressionen aus 140 Jahren Landsgemeinde.
Das Wichtigste in Kürze
- Appenzell Innerrhoden ist neben Glarus noch der letzte Kanton, der an dieser Urform der Demokratie festhält.
Die Landsgemeinde ist eine über 600 Jahre alte Tradition, bei der die Standeskommission (Kantonsregierung) ihre Geschäfte Auge in Auge mit den Stimmberechtigten durchbringen muss. Rund 5000 Personen nehmen am letzten Sonntag im April jeweils auf dem Landsgemeindeplatz daran teil. 1991 durften die Innerrhoder Frauen erstmals zusammen mit den Männern in den Ring.
Ab 1403 hat die Landsgemeinde in Appenzell regelmässig stattgefunden. «Seit 1850 wurde sie nie abgesagt oder verschoben», erklärt Landesarchivar Sandro Frefel auf Anfrage von Keystone-SDA. Nun bringt das Coronavirus die Tradition durcheinander. Zuerst musste die Standeskommission die Landsgemeinde vom 26. April auf den 23. August verschieben. Nach der Verlängerung des Verbots von Veranstaltungen wird nun über eine weitere Verschiebung auf Anfang September oder sogar über eine Absage nachgedacht.
Sandro Frefel hält normalerweise am letzten April-Wochenende öffentliche Vorträge zur Geschichte der Landsgemeinde. «Die Vorträge kommen sowohl bei den Einheimischen als auch bei den Touristen an», so Frefel. Doch auch die Vorträge können nicht stattfinden. Stattdessen hat Frefel über 80 Bilder aus dem Landesarchiv auf die Homepage des Kantons gestellt.
Unter dem Titel «Blickfang Landsgemeinde - Bilder aus 140 Jahren» sind Impressionen zur Geschichte und Entwicklung der Landsgemeinde zu sehen. Das älteste Bild stammt aus den 1880er-Jahren. «Wir haben Bilder, seit es die Fotografie gibt», sagt Frefel. Das Landesarchiv besitzt mehrere hundert Bilder der Landsgemeinde.
Seit 1960er-Jahren wird die Landsgemeinde im Namen des Kantons dokumentiert. «Wir haben inzwischen ein sehr schönes Bilder-Archiv beisammen», so Frefel, der sich eine historische Landsgemeinde-Geschichte entlocken lässt. Anfang des 19. Jahrhunderts seien an der Landsgemeinde zwei Geschäfte abgelehnt worden. Einige Wochen später wurde die Landsgemeinde mit den gleichen Geschäften nochmals wiederholt.
«Die Landsgemeinde wurde in der Pfarrkirche durchgeführt, damit die Stimmberechtigten nicht gestört werden», erklärt der Landesarchivar. In der Coronakrise wäre aber auch die Kirche St. Mauritius keine Lösung. Sie ist viel zu klein, um einen Abstand von zwei Metern einzuhalten.