Instagram: Schweizer Pharma-Produzent prüft rechtliche Schritte
Immer mehr Jugendliche berauschen sich mit Medikamenten, die sie auf Instagram erwerben. Nun zieht ein Schweizer Produzent rechtliche Schritte in Betracht.
Das Wichtigste in Kürze
- Immer wieder werden Medikamente von Jugendlichen als Rauschmittel missbraucht.
- Diese werden häufig über Instagram erworben.
- Ein Schweizer Pharma-Unternehmen prüft nun rechtliche Schritte gegen das soziale Netzwerk.
Hustensirup als Rauschmittel? Was in der Hip-Hop-Szene seit Langem weit verbreitet ist, wird im Speziellen auch bei Jugendlichen immer beliebter.
Der sogenannte «Purple Drank» oder «Lean» – Codein, gemischt mit Limonade – wirkt euphorisierend und halluzinogen. Gleichzeitig betäubt das Opiat Codein den Körper und schränkt die motorischen Fähigkeiten ein. Auch Herz- und Atemmuskeln können gelähmt werden.
Laut Sucht Schweiz hat der Konsum von Medikamenten, die als Rauschmittel missbraucht werden, bei männlichen Jugendlichen seit 2006 stark zugenommen. Darin eingeschlossen sind nebst codeinhaltigen Produkten auch Schmerzmittel und Benzodiazepine.
Kein ärztliches Rezept notwendig
Aufgrund des wachsenden Missbrauchs wurde die Abgabe der codeinhaltigen Hustenpräparate in der Schweiz Anfang 2019 erschwert.
Durch die Höherstufung der Abgabekategorie können die Medikamente seither nur noch persönlich durch den Apotheker abgegeben werden. Eigentlich. Denn aufgrund von Beschwerden einzelner Produzenten sind einige codeinhaltige Arzneimittel noch immer ohne Einschränkungen zugänglich.
Sucht-Schweiz-Sprecher Markus Meury ist das ein Dorn im Auge. «Angesichts des Missbrauchs ist es irritierend, dass sich gewisse Vertreiber solcher Präparate gegen eine leichte Verschärfung der Abgabekontrolle wehren.»
Laut Meury bräuchte es sogar eine Rezeptpflicht, um den Missbrauch weitgehend eindämmen zu können.
Fehlende Rezeptpflicht «nicht das Problem»
Einer dieser Produzenten ist die Gebro Pharma AG in Liestal (BL), die unter anderem den codeinhaltigen Makatussin Hustensirup produziert.
Für CEO Marcel Plattner wäre die Einführung einer Rezeptpflicht für das Medikament nicht zielführend. «Makatussin Comp. ist ein wirkungsvoller Hustensaft, der ausschliesslich durch Apotheker an Personen ab 18 Jahren abgegeben werden darf. Dies wird sich mit oder ohne Rezeptpflicht nicht verändern.»
Man liefere ausschliesslich an Apotheker, die dann ihre Verantwortung bei der Abgabe wahrnehmen müssen. «Der Makatussin Comp. Hustensaft darf keinesfalls an Minderjährige abgeben werden», mahnt Plattner.
Doch kontrollieren lässt sich dies kaum, insbesondere im Hinblick auf das Geschäft in den sozialen Medien.
Verkauf häufig über Instagram
An den codeinhaltigen Hustensaft scheinen die Jugendlichen ohnehin zu gelangen. Auf Instagram wird das Arzneimittel von Dealern teilweise in grossen Mengen angeboten.
«Kontaktiere mich für Lean via persönliche Nachricht», schreibt ein unbekannter User in einem Insta-Post.
Beim Angebot dieses Dealers handelt es sich um den Makatussin Comp. Hustensaft von Gebro Pharma.
Plattner ist geschockt: «Es ist unerträglich, dass auf einem sozialen Netzwerk Werbung für Missbrauch gemacht wird. Wir prüfen aktuell rechtliche Schritte gegen Instagram», heisst es auf Anfrage von Nau.ch.