Iseltwald: Touris lachen Schweizer wegen Steg-Gebühr aus
Die Gemeinde Iseltwald wird wegen einer Netflix-Serie mittlerweile seit Jahren von Touristen überrannt. Eine Gebühr gegen Overtourism sorgt jetzt für Kritik.
Das Wichtigste in Kürze
- Wer ein Foto auf einem Selfie-Steg schiessen will, muss in Iseltwald fünf Franken zahlen.
- In einem Video lachen Touris über die Gebühr – viele üben Kritik.
- Das Dorf hat mit Massentourismus zu kämpfen. Das verursacht hohe Kosten.
Iseltwald ist ein verschlafenes Dorf am Brienzersee im Berner Oberland. Doch seit Netflix mit der koreanischen Serie «Crash Landing on You» ein viraler Hit gelungen ist, wird die Gemeinde überrannt.
Das Problem: Lange konnte Iseltwald kaum von den Touristenmassen profitieren. Denn die Gäste kamen nur, um Selfies auf einem Steg zu schiessen, auf dem eine besonders bekannte Szene gedreht wurde.
Sie hinterliessen also kein Geld, sondern höchstens Abfall und teilweise Ärger bei den Einheimischen. Irgendwann war klar, dass es Massnahmen braucht, um den Overtourism einzudämmen – und ein wenig daran zu verdienen. Vor über einem Jahr führte die Gemeinde vor dem Steg deshalb ein Drehkreuz ein. Wer dort ein Foto schiessen will, muss seither fünf Franken zahlen.
Doch jetzt gibt es gleich zwei betrübliche Nachrichten aus dem Berner Oberland. Einerseits haben die Touristenfluten – trotz weiterer Massnahmen – kaum abgenommen. Und andererseits sorgt die Gebühr jetzt auf Social Media für ordentlich Kritik.
«Sie tricksen die Asiaten aus»
Ein Schweizer Instagram-Account zeigt ein Video von Touristen, die ungläubig vor dem Drehkreuz stehen. «Ein gutes Business», sagt ein Mann im Video auf Englisch. «Fünf Franken, um ein Foto zu machen?» Sein Fazit: «Sie tricksen die Asiaten aus.»
In den Kommentaren lachen viele darüber. Einer meint gar, die Schweiz werde einmal «das erste Land, das Atmen besteuern wird».
«Typisch Schweiz», findet ein anderer auf Englisch, «alles nur Abzocke», urteilt jemand auf Deutsch.
Immerhin: Offiziell beschweren sich Touristinnen und Touristen nur selten, wie Gemeindeschreiberin Gabriela Abegglen zu Nau.ch sagt. «Auf unserer Gemeindeverwaltung gehen aktuell wenige bis gar keine Beschwerden von Gästen ein.»
Wer die Gebühr nicht bezahlen wolle, mache einfach ein Foto von der Schifflände nebenan aus. «Es wird niemand gezwungen, auf den Steg zu gehen.»
Touristen betreten in Iseltwald Privatgrundstücke
Abegglen betont zudem, dass die Touristenmassen für die Einwohnerinnen und Einwohner auch belastend sind: «Diverse Touristen beachten die Privatsphäre der Bevölkerung nicht. Sie betreten zum Beispiel Privatgrundstücke oder parkieren in Privateinfahrten.»
Der Gemeinde würden zudem Mehrkosten entstehen: «Abfallentsorgung, Toilettenreinigung, irgendwann kommt eine Strassensanierung und so weiter.» Mit den Einnahmen, die Iseltwald mit der Gebühr generiert, würden diese Mehraufwendungen bezahlt.
Und die Mehrkosten dürften zuletzt kaum abgenommen haben. Denn: Im Mai wurde zwar eine weitere Massnahme gegen Übertourismus eingeführt. Seither wird in den Postautos, die viele Touris nach Iseltwald bringen, für andere Ziele geworben – auf Koreanisch.
Doch Gabriela Abegglen zeigt sich ernüchtert: «Es ist schwer abschätzbar. Aber unserer Meinung nach sind es immer noch gleich viele Touristinnen und Touristen.»
Übrigens: Auf Instagram zeigen viele auch Verständnis für die Gebühr. Sie rüffeln die Touris, die sich darüber lustig machen: «Dass man zahlen muss, kommt nur daher, dass das Dorf die Hotspots sauber halten kann», stellt jemand klar.