Letztes Jahr gab es mehr Todesfälle auf den Schweizer Strassen. Gemäss dem Fahrlehrerverband müssen für mehr Sicherheit die Führerprüfungen schwieriger werden.
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Ein Fahrschüler und sein Fahrlehrer sitzen im Auto. (Symbolbild) - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Auf den Schweizer Strassen gab es wieder mehr Todesfälle.
  • Um die Sicherheit zu erhöhen, fordern Fahrlehrer nun strengere Führerprüfungen.
  • Sowohl die theoretische als auch die praktische Prüfung seien unzureichend.
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Letztes Jahr ist die Zahl der Todesfälle auf den Schweizer Strassen um 20 Prozent angestiegen. Insgesamt 241 Menschen verloren ihr Leben. Auch die Zahl der Schwerverletzten stieg deutlich an.

Um die Verkehrssicherheit zu steigern, fordern Fahrlehrerinnen und Fahrlehrer nun strengere Prüfungen für Neulenker. Diese sind nämlich derzeit deutlich zu lasch, ist Michael Gehrken, Präsident des Fahrlehrerverbands L-drive Schweiz, überzeugt.

Prüfungen «zu einfach»

«Insbesondere die theoretische Führerprüfung ist zu einfach», erklärt er gegenüber Nau.ch. Und kritisiert: «Die Fahrschüler können die Prüfung durch Auswendiglernen im Multiple-Choice-Verfahren bestehen.» Im praktischen Fahrunterricht zeige sich dann aber oft, dass sie die Regeln nicht ausreichend beherrschen.

Gehrken klagt: «Daher müssen Fahrlehrer im Fahrunterricht oftmals auch noch die fehlenden theoretischen Basiskenntnisse aufarbeiten, die eigentlich vorhanden sein sollten.» Darunter leide die praktische Schulung.

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Oft müssen Fahrlehrerinnen und -lehrer den Lernenden auch noch viel Theorie beibringen.
Prüfung
Die theoretische Prüfung sei zu einfach, beklagt der Fahrlehrerverband.
Fahrschüler
Die Fahrschüler seien zu schlecht ausgebildet.
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Auch die praktische Prüfung beinhalte nicht alle nötigen Elemente.
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Der Fahrlehrerverband fordert schwerere Prüfungen, um die Verkehrssicherheit zu verbessern.

Und auch die praktische Prüfung, die letzte Hürde zum Auto-Permis, sollte gemäss Gehrken schwieriger sein. «Es kann nicht sein, dass wir hier nicht striktere und strengere Auflagen haben», meint er. «Wenn die Prüfung keinen Einfluss auf die Verkehrssicherheit hätte, könnten wir es auch gleich bleiben lassen. Dann könnte man allen den Führerausweis einfach schenken.»

Persönlichkeit sollte bei Prüfung auch zählen

Für den Präsidenten von L-drive fehlen bei der Führerprüfung nämlich wichtige Aspekte. Sie konzentriere sich primär auf die Fahrzeugbedienung und die Bewältigung verschiedener Verkehrssituationen. «Sie müsste jedoch auch auf die für die Unfallvermeidung essenziellen Aspekte, risikoerhöhende Faktoren sowie Selbstbeurteilung ausgerichtet werden», so Gehrken.

Sollten die Führerprüfungen in der Schweiz schwieriger werden?

Der Persönlichkeit des zu Prüfenden werde sonst zu wenig Bedeutung beigemessen. Gemäss Gehrken sollten auch Merkmale wie «Risikobewusstsein, Risikoverhalten, Toleranz und Respekt anderen Verkehrsteilnehmenden gegenüber» berücksichtigt werden.

Denn allein die Erfolgsquote bei den Prüfungen sei kein Indikator für sicheres Fahren – im Gegenteil, meint Gehrken.

SVP-Nationalrat Erich Hess findet Forderungen «viel zu teuer»

In der Politik gibt es für die Forderungen des Fahrlehrerverbands Kritik. Zwar findet auch der Berner SVP-Nationalrat und Lastwagenfahrer Erich Hess die Theorieprüfungen zu einfach. Er sagt zu Nau.ch: «Es kann natürlich nicht sein, dass man die Prüfung einfach auswendig lernen kann.»

Doch: Die Forderungen des Fahrlehrerverbands gehen ihm entschieden zu weit. «Dafür müsste ein Haufen Psychologen aufgeboten werden. Das ist bei den zahlreichen Prüfungen nicht praktikabel und vor allem viel zu teuer.»

Erich Hess
Erich Hess, Nationalrat SVP/BE - keystone

Als Beleg dafür verweist Hess auf die hohen Kosten der Fahreignungsabklärungen. Heute müssen alle nach drei nicht bestandenen Praxis-Prüfungen zum Psychologen, um die Prüfung ein viertes Mal ablegen zu können.

Laut TCS kostet die Abklärung Neulenkende zwischen 900 und 1600 Franken. Psychologische Abklärungen für alle Fahrschülerinnen und Fahrschüler liessen sich daher nicht finanzieren, sagt Hess. «So könnte sich ein 18-Jähriger die Führerprüfung kaum noch leisten.»

Er fordert stattdessen alternierende Fragebogen. Und: «Fahrprüfungen sollten nur noch in einer Landessprache abgelegt werden können», so der SVP-Politiker.

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