Jugendliche distanzieren sich von Ausschreitungen in St. Gallen
Das Wichtigste in Kürze
- Nach den Krawallen in St. Gallen verurteilt die Stadtpräsidentin die Gewalt.
- Viele Junge distanzierten sich von den Ausschreitungen in der Ostschweiz.
- Für die Nacht auf Sonntag wurde zu neuen Protesten aufgerufen.
In St. Gallen haben Jugendliche am Freitagabend die Polizei attackiert. Sie bewarfen die Einsatzkräfte mit Gegenständen, diese wiederum antworteten mit Gummischrot, Tränengas und führten Personenkontrollen durch.
Im Verlauf des Abends zogen geschätzt 1000 Personen durch die Innenstadt. Viele von ihnen reisten von überallher aus der Deutschschweiz an. Das «St. Galler Tagblatt» schreibt, dass ein grosser Teil der Jugendlichen nicht auf Gewalt aus gewesen sei.
So sagten der Zeitung zwei junge Männer aus Bern und Thun BE: «Hier läuft etwas. Darum sind wir hier her gekommen.»
Stadtpräsidentin und viele Junge verurteilen Gewalt
Diese Aussagen bestätigt auch Stadpräsidentin Maria Pappa. «Viele sind den Aufrufen aus Social-Media gefolgt. Trotz dem Aufruf zu Gewalt waren viele friedlich unterwegs», sagte sie am Samstagmittag an einer Pressekonferenz.
Es habe wenige Chaoten gegeben. Unter den Gewaltbereiten fanden sich fast ausschliesslich Männer – und keinesfalls nur Junge, wie Bilder belegen.
Die Stadtpräsidentin betonte, es sei Zufall, dass sich die Gewalt in ihrer Stadt entladen habe: «Das ist kein Phänomen der Stadt St. Gallen. Das ist etwas, das in der Schweiz, wenn nicht gar in ganz Europa geschieht.»
Viele Jugendliche distanzierten sich in den sozialen Medien von den gewalttätigen Protesten. Auf TikTok wurden zahlreiche Videos hochgeladen, in denen junge Menschen die Ausschreitungen kritisierten. Auch die Protestbewegung «Mass-Voll» verurteilte die Gewalt, hielt jedoch vor allem den Einsatz der Behörden als unverhältnismässig.
Mittlerweile seien mindestens sieben Strafanzeigen eingetroffen, erklärte die St. Galler Polizei. Es gehe dabei um Sachbeschädigung in Höhe von mindestens 50'000 Franken.
Trotz des Gegenwinds wurde auf Telegram, wo sich die Massnahmen-Gegner vernetzen, für Samstagnacht zum erneuten Protest aufgerufen.
Polizei erhielt Heli-Unterstützung aus Zürich
Laut Polizeikommandant Ralph Hurni sei die ganze städtische Polizei im Einsatz gewesen. Am Roten Platz waren 55 Polizisten. Zusätzlich habe man einen Helikopter aus Zürich eingesetzt.
Die Polizei habe auf Gewaltprävention gesetzt, bis es zu Angriffen auf die Beamten kam. «Wir mussten aus Notwehr Gummigeschosse einsetzen.» Insgesamt habe man 21 Personen festgenommen, 16 von ihnen waren Schweizer.
Molotow-Cocktails fliegen auf Beamte
Doch auch, wenn viele nicht der Gewalt wegen nach St. Gallen reisten – die Situation eskalierte eindeutig. Um 23 Uhr meldete die Polizei mehrere Brände, Sachbeschädigungen und dass sie mit Molotow-Cocktails beworfen wurde. Sie versucht, die Jugendlichen zum Bahnhof zurückzudrängen.
Die Stadtpolizei hat zusätzlich Hilfe aus den umliegenden Kantonen erhalten. Truppen aus Schaffhausen, Graubünden und dem Thurgau sind eingetroffen.
Erste Flaschen flogen schon um 21 Uhr
Die Situation sei gegen 21 Uhr erstmals eskaliert, sagte Stapo-Sprecher Klaus-Dieter Mennel gegenüber der Nachrichtenagentur Keystone-SDA.
Danach habe sich die Situation wieder etwas beruhigt, bevor die Lage am späteren Abend erneut eskalierte.
Zwei Jugendliche verletzt
Die Jugendlichen warfen Velos auf die Strasse. Auch Gegenstände wurden angezündet. Ebenso hatten Steinwürfe Spuren hinterlassen. Schaufenster seien auf den ersten Blick jedoch nicht zu schaden gekommen.
Zwei Jugendliche seien bei den Auseinandersetzungen mit der Polizei verletzt worden. Die Stimmung sei sehr aggressiv gewesen, sagte Mennel. Über weitere Verletzte war am Morgen nichts bekannt.
Der Rote Platz sei traditionell ein Treffpunkt junger Leute, so Sprecher Mennel. Ein politische Botschaft sei nicht zu erkennen gewesen. Die Polizei habe die jungen Menschen aber auf die Corona-Schutzabstände hingewiesen.
Grossaufgebot der Polizei – 21 Festnahmen
Die Polizei war mit einem Grossaufgebot vor Ort. Ein Dutzend Mannschaftsbusse standen am Klosterplatz und am Gallusplatz bereit. Über der Stadt kreiste mehrere Stunden lang ein Polizeihelikopter.
Um zirka 1.40 Uhr konnte der Polizeieinsatz laut der Kapo beendet werden. Die Stadtpolizei St. Gallen hat nach den Krawallen 21 Personen für Abklärungen mit auf den Posten genommen. Nach Angaben eines Sprechers der Polizei sind inzwischen alle wieder frei.
Die Polizei war mit einem Grossaufgebot vor Ort. Über der Stadt kreiste mehrere Stunden lang ein Polizeihelikopter.
Bereits vor einer Woche war es in St. Gallen nach einer illegalen Party zu Ausschreitungen und Sachbeschädigungen gekommen.