Kampf gegen Terror: Die Schweiz und das Risiko der Mehrsprachigkeit
Das Wichtigste in Kürze
- Ein Terrorist tötete am 2. November in Wien vier Menschen und verletzte deren 22.
- Seine Spur führte in die Schweiz – zwei Männer in Winterthur wurden verhaftet.
- Sicherheitsforscher Fabien Merz erklärt, was der Wiener Terror für die Schweiz bedeutet.
Knapp zwei Wochen sind seit dem Terroranschlag in Wien mit vier Toten und 22 Verletzten vergangen. Die Ermittlungen zum erschossenen Täter führten in die Schweiz, genauer nach Winterthur. Dort wurden zwei junge Männer (18 und 24) verhaftet, die Kontakte zum Wiener Attentäter pflegten.
Die Schweiz und Österreich vereint die Neutralität. Auch wenn diese in Österreich seit dem EU-Beitritt eingeengt wurde, ist der östliche Nachbar militärisch immer noch bündnisfrei.
Neutralität schützt jedoch vor Terrorismus nicht. Das ist nichts Neues. «Der Anschlag in Wien hat dies aber nochmals verdeutlicht», sagt Fabien Merz. Er forscht zum Thema Sicherheitspolitik am «Center for Security Studies» der ETH Zürich.
Transnationale Netzwerke
Merz stellt im Zusammenhang mit dem Wiener Anschlag erneut fest, wie gut Dschihadisten in Europa vernetzt sind. «Transnationale Netzwerke über Landesgrenzen hinweg bilden sich nicht immer, aber oftmals aufgrund von linguistischen und/oder ethnischen Gemeinsamkeiten.»
Netzwerke oder Personen in der Deutschschweiz würden dementsprechend eher mit gleich gesinnten Personen oder Netzwerken in Deutschland und Österreich Kontakte pflegen, währenddessen deren Pendants in der Romandie eher Verbindungen in die Frankophonie und besonders nach Frankreich unterhalten. «Dies hebt einmal mehr die Wichtigkeit von internationaler Zusammenarbeit im Bereich der Terrorismusbekämpfung hervor, ganz besonders auch für die mehrsprachige Schweiz», sagt Merz.
Erhöht die Mehrsprachigkeit also das Risiko von Terroranschlägen in der Schweiz? «Nicht unbedingt», meint Merz. «Die Diversität der transnationalen Verbindungen nimmt durch die Mehrsprachigkeit zu. Ob dieser Sachverhalt allerdings zu einer erhöhten Anschlagsgefahr führt, ist schwer zu sagen.»
IS-Kalifat ist gescheitert – Ideologie lebt weiter
Ein weitere Lehre aus dem Terror in Österreich: Obwohl die Kräfte des Islamische Staats (IS) im Nahen und Mittleren Osten weitestgehend zerschlagen wurden, lebt dessen Ideologie weiter. Das würden auch die jüngsten Anschläge in Frankreich beweisen.
«Solange es inmitten unserer Gesellschaften Leute gibt, die sich, aus welchem Grund auch immer, zu dieser Ideologie hingezogen fühlen, muss weiterhin mit Anschlägen gerechnet werden, auch in der Schweiz.»
Dementsprechend werde es auch in Zukunft wichtig sein, der dschihadistischen Radikalisierung entgegenzuwirken, so Merz.