Eine neue Helsana-Studie gibt zum ersten Mal an, welche Krankheiten uns bei der jährlichen Krankenkassen-Prämie am meisten kosten. Die Autoren sehen Spar-Potenzial. In der Praxis würde sich die Umsetzung jedoch schwierig gestalten.
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Helsana stellte einen Rückgang von Herzinfarkt-Diagnosen im Corona-Jahr 2020 fest. - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Herz-Kreislauf-Krankheiten sind für die Krankenkasse am teuersten.
  • Depressionen liegen auf der Liste der teuersten Krankheiten an dritter Stelle.
  • Bei ihnen gäbe es Spar-Potenzial – wohl aber eher bei den indirekten Kosten.
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Sie steigen jedes Jahr: die Krankenkassen-Prämien. Nun gibt es zum ersten Mal genauere Infos zu deren Kosten-Aufteilung. Eine neu veröffentlichte Studie der Helsana zeigt die teuersten Krankheiten. Herz-Kreislauf-Krankheiten machen einen Sechstel der Kosten aus und stehen zu Oberst auf der Liste (zehn Milliarden). Platz Zwei geht an Muskel- oder Skelett-Erkrankungen (8,7 Milliarden), an dritter Stelle kommen Depressionen (sieben Milliarden). Krebs ist auf Platz Sieben. Fest steht aber auch: Die direkten Kosten der Krankenkasse werden weiter steigen.

Sparen bei Depressiven?

Die Autoren der Studie sehen grosses Spar-Potenzial. Die Frage ist nur: Wo? «In der Psychiatrie gäbe es ein sehr grosses Spar-Potenzial», sagt Gesundheitsökonom Simon Wieser gegenüber dem «Tagesanzeiger». Der Grund: Die meisten Therapien werden stationär in der Klinik behandelt, obwohl eine ambulante Behandlung nach neusten Kenntnissen ausreichen würde.

Andreas Daurù von Pro Mente Sana erklärt, dass dahinter ein Systemfehler stehe. Weil ambulante Kliniken «nicht kostendeckend» seien, investiere auch niemand. Für die Schweiz, in der jährlich 730'000 Menschen Antidepressiva beziehen, wären Sparmassnahmen an dieser Front aber nicht empfehlenswert.

Fast 10 Prozent der Menschen in der Schweiz sind depressiv.
Fast 10 Prozent der Menschen in der Schweiz sind depressiv. - Pixabay

Kosten steigen weiter

Weil jüngst in Zürich sogar zwei Privatspitäler ihre psychiatrischen Tageskliniken schliessen mussten, werden demnächst noch mehr Patienten stationär behandelt. Heisst: Die Kosten für die Allgemeinheit steigen weiter.

Möglichkeiten zum Sparen würden jedoch bei den indirekten Kosten bestehen. Kaspar Aebi, Vorstand bei der Schweizerischen Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, plädiert dafür, den Nachwuchs in der Psychiatrie-Behandlung zu fördern und die Psychologen über die Grundversicherung abrechnen zu lassen. «So steigen zwar die direkten Kosten – doch wir sparen viel bei den indirekten Kosten.»

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