Kann durch Spenden eine Krise in Äthiopien verhindert werden?
Mit der Zuspitzung der Kämpfe in Äthiopiens Tigray-Region rückt eine humanitäre Krise immer näher. Spenden sollen dieses Leid der dortigen Menschen lindern.
Das Wichtigste in Kürze
- Äthiopien wird derzeit von gewaltsamen Ausschreitungen heimgesucht.
- Die Familien und Kinder der Tigray-Region sind besonders gefährdet und auf der Flucht.
- SOS-Kinderdorf setzt sich dank Spenden für die betroffenen Kinder ein.
Äthiopien leidet derzeit an einer wahren Gewalteskalation. Besonders die Tigray-Region, am Horn von Afrika, ist betroffen und ein Bürgerkrieg scheint nicht ausgeschlossen. Äthiopiens Regierung führte in diesem Gebiet bereits mehrere Luftangriffe durch, ein Ende ist derzeit nicht in Sicht.
Die Konflikte in Äthiopien
Ausschlaggebend für diese Konflikte ist die Volksbefreiungsfront in Tigray, die von der äthiopischen Regierung als Rebellenorganisation eingestuft wird. Anfang November verabschiedete die Regierung aufgrund des anhaltenden Konflikts die Einführung einer Übergangsregierung in Tigray. Ende November wurde dann, nach Ablauf eines 72-stündigen Ultimatums, eine finale Militäroffensive in der umkämpften Region beschlossen.
Seither wurde die Region Tigray von mehreren Luftangriffen getroffen. Amnesty International berichtet zudem von Massakern an der Bevölkerung, besonders an Zivilisten. Diverse Organisationen, darunter Amnesty International und andere Hilfsorganisationen, erbeten deshalb dringend den Zugang in diese Konfliktregionen.
Diesen Konflikten liegt zusätzlich der Verlust einer politischen Elite in der nördlichen Tigray-Region zugrunde. 1991 hatte die Volksbefreiungsfront den Sturz des kommunistischen Regimes angeführt. Seither war die Region vom Parteibündnis Revolutionäre Demokratische Front der Äthiopischen Völker regiert worden. Die Volksbefreiungsfront hatte hierbei ebenfalls eine zentrale Rolle eingenommen.
Trotzdem ist Äthiopien und seine heimischen Ethnien immer wieder von Unterdrückungen geplagt. 1995 war Äthiopien per Verfassung zu einem «ethnischen Bundesstaat» erklärt worden, wobei allen Ethnien weitgehende Selbstbestimmung versprochen worden waren. Kleinere Minderheiten waren allerdings nicht berücksichtigt worden, zudem gibt es weiterhin Spannungen zwischen unterschiedlichen Regionen des Landes.
Kein Internet, keine Lebensmittel-Transporte und keine Banken
Solche Spannungen haben besonders für die dort ansässige Bevölkerung schlimme Folgen. Gemäss Schätzungen der UN sind allein zwischen dem 7. und dem 19. November rund 31'500 Menschen in den benachbarten Sudan geflüchtet.
Unter den Flüchtenden befinden sich viele, teilweise unbegleitete, Kinder. Gemäss SOS-Kinderdorf und der UN befinden sich in Äthiopien derzeit ungefähr 2,3 Millionen Kinder in einer Notlage. Zudem sind während der Flucht in den Sudan bereits Hunderte Menschen gestorben.
SOS-Kinderdorf ist dank Spenden in Krisengebieten wie in der Tigray-Region tätig, um humanitäre Hilfe zu leisten. Sahlemariam Abebe, Leiter von SOS-Kinderdorf Äthiopien, sagt: «Nur mit Mühe und auf Umwegen konnten wir unsere Kollegen vor Ort erreichen, sie schildern ein dramatisches Bild. Sämtliche Kontakte und Transporte in die Region sind unterbrochen, Telefone, Internet und Funkverbindungen stehen still. Lebensmittel- und Benzin-Transporte wurden gestoppt, sodass es bereits zu Engpässen kommt, auch die Banken sind geschlossen.»
Spenden gegen Mangelernährung und gefährliche Situationen der Kinder
Laut SOS-Kinderdorf sind in der äthiopischen Tigray-Region besonders Kinder gefährdet, allerdings nicht nur aufgrund des drohenden Bürgerkriegs. Vielmehr ist die Region bereits von einer massiven Heuschreckenplage heimgesucht worden. Dies hatte dazu geführt, dass die Anzahl der an Mangelernährung leidenden Kinder drastisch angestiegen ist. Die medizinischen Gefahren, ausgelöst durch die Corona-Pandemie, kommen hinzu.
Äthiopien ist eines der Fokusländer der Arbeit von SOS-Kinderdorf, die durch Spenden finanziert wird. In Mekelle, der Hauptstadt der Tigray-Region, unterstützt das Hilfswerk bereits seit Jahrzehnten Kinder und Familien. Die akute Situation in der Region hat dazu geführt, dass die dortigen Kinder und Familien auf Spenden angewiesen sind.
Zudem rückt der Konflikt immer näher an die nördlichen Stadt Adwa, wo SOS-Kinderdorf ein Familienstärkungsprogramm für alleinerziehende Eltern betreibt. «Werden diese Familien und Kinder zur Flucht gezwungen, sind sie besonders gefährdet. Die Kinder laufen Gefahr, allein in der Fremde zu stranden. Dies gilt es unbedingt zu verhindern», betont Erika Dittli, Programmleiterin von SOS-Kinderdorf Schweiz. Daher sammelt SOS-Kinderdorf derzeit Spenden, die die wichtigen Projekte in Äthiopien finanzieren sollen.