Kanton Bern signalisiert Offenheit für ESC-Durchführung
Die Berner Kantonsregierung gratuliert Nemo zum ESC-Sieg und zeigt Offenheit für eine Austragung des Wettbewerbs, trotz interner Kontroversen.
Vier Tage nach dem Sieg am Eurovision Song Contest (ESC) hat die Berner Kantonsregierung Nemo gratuliert. Gleichzeitig signalisierte der Regierungsrat Offenheit gegenüber einer Berner Bewerbung um die nächste Austragung des internationalen Gesangswettbewerbs.
Damit ist die Gesamtregierung ganz anderer Ansicht als eines ihrer Mitglieder. FDP-Regierungspräsident Philippe Müller hatte nur Stunden nach Nemos Sieg in Malmö auf der Social Media-Plattform X (ehemals Twitter) einen Beitrag abgesetzt, dass ein Schweizer den «seit Jahren durch und durch korrupten ESC» gewonnen habe. Den Post schloss Müller mit dem Satz: «ESC: Bleib' fern von Bern!»
Der Post sorgte für Wirbel und von offizieller Seite hiess es daraufhin, Regierungsrat Müller habe seiner persönlichen Meinung Ausdruck verliehen. Der Gesamtregierungsrat werde sich am Mittwoch mit der Sache befassen.
Müllers Aussage stösst auf Kritik
Auch in seiner eigenen Partei dürfte sich Müller mit seinem Post keine Freunde geschaffen haben. Die Berner Freisinnigen gratulierten Nemo postwendend und zeigten sich offen für eine Bewerbung einer Berner Stadt für die Austragung des nächsten ESC.
Am Mittwoch nun schlug auch der Gesamtregierungsrat andere Töne als Müller an: «Mit Ihrem eindrücklichen Auftritt haben Sie alle Facetten Ihres vielseitigen Talents zum Ausdruck gebracht. Zugleich haben Sie vor einem weltweiten Millionen-Publikum ein starkes Zeichen für eine diverse, offene Gesellschaft gesetzt», heisst es im Gratulationsschreiben des Kantons Bern an Nemo.
Bern bereitet sich auf ESC-Bewerbung vor
Auch über allfällige Bewerbungen zur Durchführung des nächsten ESC im Kanton Bern machte sich die Gesamtregierung Gedanken, wie sie mitteilte.
Der Kanton Bern verfüge über mehrere Kongress- und Messestandorte mit attraktiver Infrastruktur, hält der Regierungsrat in seiner Mitteilung fest. Er stehe Bewerbungen offen gegenüber und sei bereit, entsprechende Gesuche um Unterstützung zu prüfen.
Das Siegerland am ESC richtet in der Regel den nächsten Wettbewerb aus. Nemo stammt aus Biel. Die Stadt verfügt aber allein kaum über genügend Infrastruktur, um einen solchen Event zu stemmen.
Stadt Biel will bei Planung mitreden
Die Stadt Biel bekräftigte aber am Mittwoch ihren Willen, bei der Planung des nächsten ESC ein Wort mitzureden. Daher steht die Stadt mit Bern und dem dortigen Messeveranstalter Bernexpo in Kontakt, wie der Bieler Gemeinderat mitteilte. Auch mit anderen Partnern stehe die Stadt in Kontakt.
Der ESC ist längst auch ein namhafter Wirtschaftsfaktor geworden. Um die 62 Millionen Franken brachte der Event dem Austragungsort Liverpool 2023 ein. Allerdings kostet die Ausrichtung auch eine Stange Geld. Die SRF will per Bieterverfahren die Schweizer Gastgeberstadt auswählen.
Regierungspräsident Philippe Müller stand unlängst nach einem Beitrag der SRF-Sendung «Kassensturz» wegen kleinlicher Spesenverrechnungen in den Schlagzeilen. Er wies die Vorwürfe zurück.