Kantone fordern: Ukraine-Flüchtlinge mit Job sollen bleiben können
Nur ein Drittel der ukrainischen Flüchtlinge in der Schweiz hat einen Job. Zentralschweizer Kantone wollen die Erwerbsquote nun mit neuen Anreizen erhöhen.
Das Wichtigste in Kürze
- Viele ukrainische Flüchtlinge in der Schweiz haben Schwierigkeiten, Arbeit zu finden.
- In Zentralschweizer Kantonen ist die Beschäftigungsquote am höchsten.
- Experten fordern zusätzliche Anreize zur Steigerung der Erwerbsbeteiligung.
Nur ein Drittel der ukrainischen Flüchtlinge hatte Ende 2024 einen Job gefunden. Das ist weit unter dem Ziel des Bundes von 40 Prozent.
Trotz Qualifikationen und guten Deutschkenntnissen erhalten viele auf ihre Bewerbungen hin nur Absagen.
Vor allem in Zentralschweizer Kantonen wie Obwalden liegt die Beschäftigungsquote jedoch über dem Bundesziel.
Viele Geflüchtete kommen in Hotellerie und Gastrobranche unter
Das habe vor allem mit den vielen offenen Stellen im Tourismussektor zu tun, erklärt Christoph Amstad gegenüber der «Sonntagszeitung».
Er ist Regierungsrat im Kanton Obwalden und Vizepräsident der Konferenz der kantonalen Sozialdirektorinnen und Sozialdirektoren (SODK).
Hotellerie und Gastronomie würden sich gut eignen, «um insbesondere jenen mit weniger hoher Ausbildung Arbeit zu verschaffen», sagt Amstad.
Weitere Faktoren für den Erfolg in diesen Kantonen: Die intensive Sprachausbildung der Flüchtlinge und das schnelle Teilen von Informationen über offene Stellen.
«Jene, die eine Stelle haben, nehmen niemandem den Job weg»
Trotz dieser positiven Aspekte gibt es immer noch Herausforderungen: Die Unsicherheit über den zukünftigen Status der Flüchtlinge kann sowohl Arbeitgeber als auch Arbeitssuchende abschrecken.
Der aktuelle Schutzstatus S gilt nur bis März 2026 – was danach passiert, ist unklar.
Amstad fordert gegenüber der «Sonntagszeitung» zusätzliche Anreize zur Steigerung der Erwerbsbeteiligung von ukrainischen Flüchtlingen. Er schlägt vor, dass finanziell unabhängige Geflüchtete eine Aufenthaltsbewilligung erhalten sollten.
«Jene, die eine Stelle haben, nehmen niemandem den Job weg. Im Gegenteil: Die Wirtschaft braucht sie.»
Gut Ausgebildete haben am meisten Probleme
Gerade für gut ausgebildete Flüchtlinge sei es oft besonders schwer, eine Stelle zu finden, sagt Jenya Lavicka. Sie ist Programmleiterin der Koordinationsstelle «Flucht und Ankommen» der Heks-Geschäftsstelle beider Basel.
Lavicka kritisiert die hiesige Bürokratie: «Es braucht für wirklich alles ein Diplom.» Ihr zufolge könnte das Potenzial gut ausgebildeter Flüchtlinge viel besser genutzt werden.
Dieser Ansicht ist auch Hans Rupp, Chef des Amts für Arbeit des Kantons Zürich. In der fehlenden Anerkennung von Diplomen und Zertifikaten sieht er ein grosses Hindernis für die Arbeitsintegration.