Kantone wehren sich gegen Vorwürfe von Epidemiologe Salathé
Das Wichtigste in Kürze
- Epiemiologe Marcel Salathé schoss scharf gegen die Contact Tracer.
- Diese seien viel zu langsam.
- Nun wehren sich die Kantone Bern und Zürich gegen die Vorwürfe.
Epidemiologe Marcel Salathé schlug in einem Interview mit dem «Tages-Anzeiger» wild um sich und verpasste dem BAG sowie den Contact Tracern eine Abreibung. Er fordert: Schluss mit der Beamtenmentalität, denn das Virus passe sich nicht an Bürozeiten an.
Sein Problem mit dem Contact Tracing? Eigentlich keins, «wenn das sauber klappen würde, würde das reichen.» Doch das tue es nicht. «Wirksam heisst schnell.»
Viel zu viele Daten und viel zu wenig Personal: Salathé findet, es brauche ein Umdenken auf kantonaler Ebene, um die Effizienz zu steigern. Und seine besorgte Haltung scheint gerechtfertigt. Doch wie stehen die Gesundheitsdirektionen zu den schweren Vorwürfen?
Contact Tracing ist von Labor abhängig
Marcel Odermatt, Mediensprecher der Gesundheitsdirektion Zürich, weist die Vorwürfe entschieden ab. Das Contact Tracing in Zürich sei abhängig von den Laboren. «Die Dauer zwischen Test und Eingang der Resultate variiert von Teststation und Labor zu Teststation und Labor.»
Sobald die Resultate beim Contact Tracing eingetroffen seien, würde man die positiv getesteten Personen, auch Indexpersonen genannt, und deren Kontakte umgehend in Kenntnis gesetzt. Odermatt betont vehement: «Das Contact Tracing im Kanton Zürich ist bisher immer in der Lage, die Indexpersonen genügend schnell zu kontaktieren.»
Auch das Contact Tracing in Bern widerspricht Epidemiologe Salathé klar. «Das Contact Tracing des Kantons Bern arbeitet effizient», so Gabriela Giallombardo, Mediensprecherin der Berner Gesundheitsdirektion. «Das Contact Tracing Zentrum bestimmt allerdings nicht alleine das Tempo, mit welchem die betroffenen Personen erreicht werden.»
Ansteckungen in Clubs sind problematisch
Odermatt und Giallombardo sind sich einig: Schwierig wird es, wenn eine grosse Anzahl Personen betroffen ist. Dies beispielsweise bei einer Ansteckung im Club oder einer Bar. «Auf der Ebene des Contact Tracing kommt es dann zu Verzögerungen», erklärt Giallombardo.
Nicht nur das, meint Giallombardo, auch fehlende Kontaktdaten seien immer wieder ein Problem. Manchmal seien betroffene Personen auch «schlichtweg nicht erreichbar».
Der Zürcher Mediensprecher steuert auch hier gegen die Anschuldigungen. «Wobei in den allermeisten Fällen alle Kontaktpersonen am gleichen Tag noch kontaktiert werden.» Trotzdem werde man in beiden Kantonen die Kapazitäten des Contact Tracing weiter ausbauen.
Angestellt sind im Kanton Zürich vor allem Mitarbeitende der Kantonspolizei, welche das Contact Tracing vollziehen. In Bern seien es rund 30 «qualifizierte und motivierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit unterschiedlichen Ausbildungen».
Und was ist eigentlich mit der Covid-App? Denn den Epidemiologen stört ebenfalls, dass Getestete lange keinen Code kriegen, um das App-System über die Infizierung zu informieren. «Beim Gespräch mit dem Indexfall wird auch erfragt, ob die Person die COVID-App nutzt. Wird diese genutzt, so wird ein Code generiert», erläutert Odermatt.