«Kein Stress»: Generation Z macht Autoprüfung immer später
Mit 17 Jahren darf man in der Schweiz in die Fahrschule. Doch die Generation Z hat es nicht eilig.
Das Wichtigste in Kürze
- Junge Menschen warten heute länger mit dem Führerausweis als früher.
- Viele erlernen das Autofahren erst mit 22 bis 25 Jahren.
- Wie das gute ÖV-Netz ist auch die einjährige Lernphase für unter 20-Jährige ein Grund.
In den USA kann man bereits mit 16 Jahren die Autoprüfung machen. Man könnte meinen, die Teenies können es kaum erwarten, in ihr Fahrzeug zu steigen.
Doch falsch gedacht: Immer mehr Jugendliche in den Vereinigten Staaten verzichten auf einen Führerausweis, berichtet das «Wall Street Journal». Im Jahr 1983 hatten 87,7 Prozent der 19-Jährigen die Autoprüfung bereits hinter sich. Im Jahr 2022 waren es lediglich 68,7 Prozent.
Die Gründe sind vielseitig: So schrecken etwa die hohen Autopreise ab. Und: Immer mehr Eltern chauffieren ihre Sprösslinge durch die Gegend.
Eine Recherche von Nau.ch zeigt: Auch in der Schweiz zögert die Generation Z ihre Autoprüfung immer länger hinaus.
Generation Z hat «gar keinen Stress»
«Nicht selten wird der Führerausweis heute erst im Alter von 22 bis 25 Jahren gemacht», sagt Michael Gehrken. Er ist Präsident von L-drive, der Dachorganisation der Fahrlehrerschaft in der Schweiz. Gerade in städtischen Gebieten würde die Generation Z den Führerausweis heute tendenziell später machen. Nicht zuletzt wegen des «hervorragenden ÖV-Angebots».
Dasselbe bestätigt die schweizweite Fahrschule Blink. «Städtische Jugendliche haben gar keinen Stress mehr, die Autoprüfung zu machen», heisst es auf Anfrage. Doch auch in ländlicheren Gegenden fahre das Postauto mittlerweile im Halbstunden-Takt. «So ist die Autoprüfung nicht mehr unbedingt der Schlüssel für Mobilität, Freiheit und Unabhängigkeit.»
Dadurch gebe es einen kleineren «Leidensdruck» in Bezug auf Mobilität für die jungen Menschen ohne Führerschein. Und das zeigt sich an den Zahlen der Fahrschule Blink: «Im Durchschnitt sind die Personen zum Zeitpunkt des Führerschein-Erwerbs 23,55 Jahre alt.»
Ein weiterer Grund sei eine Änderung des Gesetzes. «Seit 2021 können bereits 17-Jährige den Führerschein machen. Gleichzeitig wurde jedoch auch die einjährige Lernphase für 17- bis 20-Jährige eingeführt.» Diese Zwangsfrist raube vielen Fahrschülerinnen und -schülern die Motivation, ihre Ausbildung von Anfang bis Ende durchzulaufen.
«Wir haben den Eindruck, dass die Fahrschülerinnen und -schüler seit der Einführung eher warten, bis sie 20 Jahre alt sind», meint Blink. So würden sie das Jahr auf Probe umgehen.
Zur Illustration: «Eine Person, welche heute mit 19,5 Jahren den Lernfahrausweis beantragt, darf erst später an die praktische Prüfung als jemand, der mit 20 den ersten Schritt in Richtung Führerschein macht.»