Miete, Lohn: Gen Z redet mit Freunden offen über Geld

Rosa Schmitz
Rosa Schmitz

Bern,

Gespräche über Geld sind für die Generation Z längst kein Tabu mehr. Sie unterhält sich offen über Gehalt, Ausgaben und Geldprobleme. Aber was bringt das genau?

Drei junge Menschen
Keine Generation geht so offen mit Geld um wie die Gen-Z. - Unsplash

Das Wichtigste in Kürze

  • Die Generation Z geht mit dem Thema Geld offener um als alle anderen.
  • Dafür gibt es mehrere Gründe – unter anderem andere «Rahmenbedingungen».
  • Der genaue Mehrwert für die Gesellschaft ist aber unklar, so ein Generationsforscher.

Mona A.* weiss ganz genau, wie viel Geld ihre Freunde besitzen. «Wir reden offen und ehrlich darüber», sagt die 27-Jährige. «Ich weiss nicht nur, wie viel sie verdienen, sondern auch, welche monatlichen Ausgaben sie haben – Miete, Rechnungen … Und, wer welche Ersparnisse oder Schulden hat.»

Der Austausch solcher Informationen erfolge ganz natürlich, sagt Mona A.: «Niemand hat je gesagt: Hey, lasst uns Tabus brechen und über Finanzen reden. Das haben wir einfach vom ersten Tag an so gemacht.»

Für die junge Zürcherin ein Zeichen des Fortschritts. «Die Generation unserer Eltern hat das definitiv nicht getan», sagt sie zu Nau.ch.

Dies kann Generationenforscher Rüdiger Maas bestätigen.

Grund dafür sind andere «Rahmenbedingungen», wie er erklärt: «Früher war es so: Wer fleissig ist, verdient viel. Über Fleiss konnte gezeigt werden, dass man viel hat.»

Arbeitgeber hätten allerdings weitgehend verboten, über das Gehalt zu sprechen. «In einigen Betrieben war das sogar ein Kündigungsgrund», erklärt Maas.

Intransparenz ermöglichte Ungleichheiten

So konnten Arbeitgeber sehr unterschiedliche Gehälter für ähnliche Arbeiten vergeben. «Ohne dass dann alle gekommen sind und mehr Geld verlangten», so Maas weiter. Etwas, das die Arbeitgeber und Betriebe in Unruhe versetzt hätte. «Würde ich alle fair bezahlen, dann müsste ich nichts verschweigen.»

Heute gibt es solche Regelungen nicht mehr. «Aber damals schon…», sagt Maas. «Wodurch Gespräche über Geld etwas ganz Schweigsames geworden sind.»

Gemäss dem Generationenforscher waren früher viele einfach froh, eine Stelle zu haben. «Das Gehalt war so gefühlt sekundär.» Mittlerweile sei Geld bereits bei Vorstellungsgesprächen ein primäres Gesprächsthema. Arbeitgeber müssten ein attraktives Angebot machen, oder verhandlungsbereit sein.

Grundsätzlich eine positive Entwicklung. Denn: «Mit Intransparenz steigt die Fantasie», sagt Maas. «Es liegt in unserer Natur, uns über andere Menschen Gedanken zu machen – auch über ihr Einkommen.»

Würden solche Dinge offen und ehrlich kommuniziert, bestehe weniger Bedarf für Detektivarbeit.

Thema Geld ist kein Tabu mehr

Die Generation Z gehe mit dem Thema Geld offener um als alle anderen. Unter den Gen-Z-lern herrsche weniger Konkurrenz-Wahrnehmung.

«Alle haben ja alle Möglichkeiten», sagt Maas. «Alle finden einen Arbeitsplatz, einen Studienplatz etc.» Die jüngere Generation sehe ein höheres Einkommen bei anderen eher als etwas an, das es anzustreben gilt. «Statt etwas, dass man einem nicht gönnt», so Maas.

Aber: «Die Generation Z hat eins nie gelernt. Und das ist Verzicht», sagt Maas. «Sie konsumiert – auch wenn es in der Regel die Eltern zahlen.» Aus diesem Grund könne es vorkommen, dass sie etwas konsumieren, was sich Gleichaltrige nicht leisten können.

Konsumierst du viel?

Ablehnung wäre untrainiertes Verhalten. Denn: Für sie sei es «völlig normal, alles zu bekommen», so Maas. «Oft, ohne ein Bitte oder irgendetwas dafür zu tun.» Eine Haltung, die sich nur schwer ändern liesse.

Doch der Forscher räumt auch ein: «Man darf ihnen das nicht vorwerfen! Auch den Eltern nicht. Sie wollten einfach das maximal Gute für ihre Kinder – und haben gar nicht gemerkt, dass das Verhalten auch negative Auswirkung haben kann.»

Etwas, was gemäss Maas noch zu wenig angesprochen wird. «Die Generation Z wird oft als sehr nachhaltig und umweltbewusst dargestellt», erklärt er. «Dass sie ohne Ende konsumiert, das stand irgendwie nie in den Medien im Mittelpunkt. Aber genau das hat sie schon immer ausgemacht.»

Finanzen sind für Gen-Z eine Selbstverständlichkeit

Verzicht gehöre nicht zum Lebenskonzept. Finanzen seien bei der Generation Z eine solche Selbstverständlichkeit, dass man offen darüber spricht. «Das ist eine weitere Stufe des Kapitalismus, wenn man so möchte», sagt Maas.

Redest du mit deinen Freunden offen über Geld?

Mit der Offenheit entstünden dann doch Probleme: «Ich sehe einfach, dass die Offenheit ein enormer Druck ist, für die, die sichs nicht leisten können.» Jetzt zeige jeder, was er habe. Und dadurch werde viel offensichtlicher, wenn jemand etwas nicht hat.

Warum soziale Unterschiede bestehen, wie sehr sie mit Herkunft zu tun haben, werde meist nicht reflektiert. Die meisten Menschen blieben in ihrem Milieu – mit den dort üblichen Haltungen und Einkünften.

Die sind tatsächlich auch in der Generation Z so weit gestreut wie in der Gesellschaft insgesamt. Und die, die aus unteren sozialen Schichten kommen, weniger Geld, weniger Bildung und somit auch weniger Aufstiegschancen haben, würden Nachteile und Benachteiligung weiter mit sich schleppen.

*Name von der Redaktion geändert

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Kommentare

User #5007 (nicht angemeldet)

_b fragt „was ist eigentlich nach der generation z? kommen nun die umlaute?“ Gute Frage! Ja, Ülkgür, Öz, Ürslan und Co. sind ja bereits in Vielfalt und Divers eingeheimatet.

User #1520 (nicht angemeldet)

Man spricht nur über Vorteile wie Transparenz usw. aber man vergisst den grössten Nachteil, der meiner Meinung nach alle Vorteile in den Schatten treiben kann und das heisst: Neid. Über Geld zu sprechen führt oft zu Neid und manchmal zu Hass und das will niemand, denke ich.

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