Tiefsitzende Hosen, Arschgeweih und dünne Augenbrauen: Die Generation Z hat schon diverse 2000er-Trends zurückgebracht. Auch wieder in: Digitalkameras.
Generation
Digitalkameras aus den 2000ern sind bei der Generation Z wieder in. - Tiktok/@senemmez

Das Wichtigste in Kürze

  • Die Generation Z filmt gerne mit der Digitalkamera statt mit dem Handy.
  • Ein Experte vermutet unter anderem Nostalgie als Grund.
  • Denn: Die Jungen sehnen sich wegen der vielen Krisen nach einem vergangenen Zeitgeist.
Ad

Bernerin und Millennial Tila Frischbier* (33) traut ihren Augen nicht: Auf einem Festival beobachtet sie ganz junge Frauen, die nicht mit dem Handy, sondern mit einer Digitalkamera filmen. «Mit einem Modell, das ich als Kind hatte.»

Die Gen-Z-Frauen, die Frischbier beobachtet, sind nicht allein. Auch Leonie Meier* (20) besitzt eine solche Kamera – Original aus den 2000ern. «Die habe ich mir im Secondhand-Laden gekauft», sagt sie zu Nau.ch, vor allem, weil sie das «cool» finde.

Das macht sich auch bei den Verkaufszahlen bemerkbar. Juliana Herriger-Bon vom Digitalhändler Mediamarkt erklärt bei Nau.ch: «Das Interesse und die Nachfrage ist massiv höher seit 2023.»

Vor Covid-Zeiten sei das Smartphone so beliebt gewesen, dass die Kundschaft ihre Bilder damit gemacht habe. Damals seien Digitalkameras deutlich schlechter verkauft worden.

Generation Z sehnt sich nach «scheinbar besserer Vergangenheit»

«Es ist Teil eines Trends», erklärt Generationenforscher Rüdiger Maas bei Nau.ch. «Dazu gehören auch Y2K-Mode (Mode aus den 2000ern, Anmerkung d. Redaktion), Klapphandys und so weiter

Die Jungen würden sich an einer «scheinbar besseren Vergangenheit» orientieren. «Solche Trends spiegeln die Sehnsucht nach einem vergangenen Zeitgeist wider.»

Generation
Auf Tiktok und Co. hyped die Generation Z Digitalkameras.
Generation
Ein Millennial traut seinen Augen nicht: Auf einem Festival beobachtet sie ganz junge Frauen, die mit einer Digitalkamera filmen. «Mit einem Modell, das ich als Kind hatte»
Generation
Generationenforscher Rüdiger Maas sieht verschiedene Gründe für den Digitalkamera-Boom.
Generation
Einige davon: Influencer, der allgemeine 2000er-Trend, Nostalgie wegen Krisenzeiten und Sehnsucht nach mehr Authentizität – also Fotos ohne Filter.
iPhone
Auch Klapphandys ...
Generation
... und Y2K-Mode, also zum Beispiel ganz tiefsitzende Hosen, sind wieder in. Abgebildet: Nicole Richie (links) und Paris Hilton (rechts) im Jahr 2004.

Nur basiere das Ganze auf verzerrter Wahrnehmung. «Viele Angehörige der Generation Z haben nicht bewusst erlebt, dass Klapphandys die einzige verfügbare Technik war.» Sie bekämen beispielsweise aber von ihren Eltern erzählt, wie viel besser damals alles war.

Eine Rolle spielen bei diesen Sehnsüchten auch die Krisen der Gegenwart – Ukraine, Israel, Corona, Inflation und so weiter. «Gerade in unsicheren Zeiten schwelgen Menschen gern in nostalgischen Erinnerungen.»

Weniger Filter, mehr Authentizität

Tatsächlich sind junge Menschen – auch schon früherer Generationen – immer wieder fasziniert von alter Technologie. Man erinnert sich an die Hipster, die vor über zehn Jahren plötzlich wieder Schallplatten sammelten. Das war auch die Generation von Frischbier, also die Millennials.

Das bestätigt Maas: «Das ist nichts Neues, Modetrends beispielsweise kommen immer wieder. Junge orientieren sich oft daran, was vor zehn, 20 Jahren im Trend war.»

Wann war deine Jugendzeit?

Es geht also um Mode und Nostalgie – aber es kommt noch ein anderer Faktor hinzu: «Die Generation Z wächst in einer digitalen Welt auf, in der fast alle Bilder und Videos bearbeitet sind. Daher könnte es ein Wunsch nach etwas Greifbarem und Authentischen sein», vermutet der Experte.

Influencer machens vor

Bei den Digitalkameras handle es sich zudem um einen Trend, der vor allem auf Social Media weiterverbreitet werde.

«Jugendliche orientieren sich daran, was ihre Lieblingsinfluencer auf Tiktok und Instagram verwenden. Wenn dort vermehrt Digitalkameras und Klapphandys gezeigt werden, wollen sie diese auch haben.»

Schliesslich sei es für sie das Schlimmste, ausgegrenzt zu werden – folge man Trends, zeige man aber, dass man dazugehört.

*Name von der Redaktion geändert

Ad
Ad

Mehr zum Thema:

AugenbrauenSmartphoneInflationInstagramCoronavirusFashion