Kim de l'Horizon rasierte sich die Haare beim Deutschen Buchpreis
Das Wichtigste in Kürze
- Kim de l'Horizon wurde mit dem Deutschen Buchpreis ausgezeichnet.
- Noch auf der Bühne rasierte sich Kim de l'Horizon die Haare ab.
- Dies sollte ein Zeichen der Solidarität für iranischen Frauen setzen.
- Der Debüt-Roman «Blutbuch» überzeugte die Jury mit einer «eigenen Sprache».
Der Deutsche Buchpreis zeichnet den besten deutschsprachigen Roman des Jahres aus und ist mit 25'000 Euro dotiert. Dieses Mal kam der Preis in die Schweiz: Kim de l'Horizon gewann die Auszeichnung mit dem Debüt-Roman «Blutbuch».
Bekanntgegeben wurde dies am Montagabend beim Festakt in Frankfurt. Als Kim de l'Horizon diesen entgegennimmt, passiert etwas Unerwartetes. Kim de l'Horizon nahm einen Rasierapparat aus der Handtasche und rasierte den eigenen Kopf noch auf der Bühne. Anschliessend bekundete Kim de l'Horizon Bewunderung für den Mut und die Kraft der Iranerinnen.
Kim de l'Horizon wurde in der Schweiz geboren und sieht sich weder eindeutig als Mann noch als Frau. Dieses Thema prägt auch den Roman, der bei DuMont erschienen ist.
Kim de l'Horizon mit enormer kreativer Energie
«Mit einer enormen kreativen Energie sucht die non-binäre Erzählfigur in Kim de l'Horizons Roman »Blutbuch« nach einer eigenen Sprache». So urteilte die Buchpreis-Jury.
«Welche Narrative gibt es für einen Körper, der sich den herkömmlichen Vorstellungen von Geschlecht entzieht?» Die Romanform sei in steter Bewegung: «Jeder Sprachversuch, von der plastischen Szene bis zum essayartigen Memoir, entfaltet eine Dringlichkeit und literarische Innovationskraft.»
Kim de l'Horizon selbst lässt die eigene Biografie bewusst im Vagen: Im Klappentext heisst es: «geboren 2666». De l'Horizon studierte Germanistik, Film- und Theaterwissenschaften in Zürich sowie Literarisches Schreiben in Biel. «Blutbuch», ein Debüt, wurde zuvor bereits mit dem Literaturpreis der Jürgen Ponto-Stiftung ausgezeichnet.
Buchpreis will «zum Nach-, Um- und Weiterdenken» anregen
Sechs Finalistinnen und Finalisten hatten zuletzt auf der sogenannten Shortlist gestanden. Neben Kim de l'Horizon waren das Fatma Aydemir («Dschinns»), Kristine Bilkau («Nebenan») und Daniela Dröscher («Lügen über meine Mutter»). Daneben waren Jan Faktor («Trottel») und Eckhart Nickel («Spitzweg») für den Preis nominiert.
Der Deutsche Buchpreis möchte die Aufmerksamkeit «auf die Vielschichtigkeit der deutschsprachigen Literatur lenken». So äusserte sich Karin Schmidt-Friderichs, Vorsteherin des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels, bei der Preisverleihung: «eine Einladung, die Grenzen der eigenen Wahrnehmung zu erweitern. Bestenfalls holen wir uns damit gegenseitig aus unseren Filterblasen heraus, bewegen uns und andere zum Nach-, Um- und Weiterdenken.»