Kinderärzte wünschen sich Rauchverbot daheim
Noch immer erleiden viele Kinder Schäden vom Passivrauchen. Kinderärzte würden deshalb ein Rauchverbot zu Hause begrüssen – sind aber pessimistisch.
Das Wichtigste in Kürze
- In Deutschland fordern Kinderärzte ein Rauchverbot im Auto und zu Hause.
- Auch in der Schweiz ist das Passivrauchen immer wieder ein Thema.
- Mediziner würden ein Verbot zwar begrüssen, halten es jedoch für unrealistisch.
Kinderärzte in Deutschland schlagen Alarm: Noch immer erleiden zahlreiche Kinder und Jugendliche infolge Passivrauchens grosse Schäden. Das passiert insbesondere in den eigenen vier Wänden. Darum fordern die Mediziner ein Rauchverbot daheim.
Doch auch das Qualmen im Auto mit Kindern drin sorgt immer wieder für Diskussionen. Für Gesundheitsminister Karl Lauterbach steht fest: Die ungesunde Angewohnheit sollte in Fahrzeugen untersagt werden.
Passivrauchen grosse Gefahr für Kinder
Auch in der Schweiz stellt der Tabakkonsum in der Nähe von Kindern und Jugendlichen noch immer ein grosses Problem dar. «Rauchen ist ein Risiko für viele Erkrankungen – auch dann, wenn man ‹nur› passiv mitraucht. Das macht auch die Kinder zu Betroffenen», erklärt Matthias Kopp, Chefarzt und Direktor Universitätsklinik für Kinderheilkunde vom Inselspital Bern.
Die Auswirkungen beginnen bereits während der Schwangerschaft im Mutterleib. Das Passivrauchen wirkt sich negativ auf die Lungenentwicklung aus. Dadurch werden das Asthma-Risiko und die Infektanfälligkeit erhöht. In den ersten Lebensmonaten steigt beim Säugling bei einer Passivrauch-Exposition gar das Risiko eines plötzlichen Kindstodes.
«Wünschenswert, aber nicht realistisch»
Wäre ein Rauchverbot in den eigenen vier Wänden also auch hierzulande denkbar? «In der liberalen Schweiz ist eine Reglementierung im privaten Bereich wohl nicht mehrheitsfähig», glaubt Kopp.
Ähnlich sieht das auch Alexander Möller, Pneumologe an der Uni-Kinderklinik Zürich. Er sagt: «Es wäre wünschenswert, ist aber kein realistisches Szenario.»
Das Vermeiden von Passivrauchen in der Umgebung von Kindern und Schwangeren sei jedoch ein extrem relevantes Ziel. Vor allem das Rauchen im Auto mit Kindern an Bord beelende ihn. Denn dort ist die Exposition nochmals um ein Vielfaches höher als zu Hause.
Doch auch in diesem Fall sei ein Verbot wohl schwierig durchzusetzen, so Möller. Aber: «Man sollte es zumindest direkt beanstanden, wenn man es zufällig sieht.»