Kirche schiesst gegen Austritts-Helfer: «Abzocke»
Wegen dem Missbrauchs-Skandal treten derzeit viele aus der katholischen Kirche aus – und die ärgert sich über die Austritts-Helfer.
Das Wichtigste in Kürze
- Stefan Amreins Verein, Kirchenaustritt Schweiz, erlebt zurzeit ein Nachfrage-Hoch.
- Ein Vertreter der katholischen Kirche hält sein Angebot für «Abzockerei».
- Amrein hingegen verteidigt seinen Verein – er werde öfters von der Kirche beleidigt.
Seit 1950 gab es hierzulande im Umfeld der katholischen Kirche mindestens 1002 Fälle von sexuellem Missbrauch. Und diese Zahl dürfte nur die Spitze des Eisbergs sein.
Die Studie, die letzte Woche veröffentlicht wurde, erschüttert viele Mitglieder der Kirche – und bewegt sie zum Austritt. Einer, der das unterstützt und sogar Hilfestellung für den Austritt bietet, ist Stefan Amrein. 2010 gründete er «Kirchenaustritt Schweiz».
Auf seiner Webseite bietet er Gratis-Austrittsformulare an, die man ausfüllen und der Kirche schicken kann. Für 29 Franken wickelt der Verein sogar den vollständigen Austritt ab. Ein Angebot, das nicht allen passt.
«Pure Abzockerei»
Simon Spengler von der katholischen Kirche Zürich betitelt die Dienste als «pure Abzockerei», wie er zu Nau.ch sagt. Denn für den Austritt sei lediglich ein Brief nötig, bei dem sich die Kosten mit Briefmarke auf 95 Rappen belaufen.
Austrittshelfer Amrein meint darauf schulterzuckend: «Wir sind es uns gewohnt, von der Kirche beleidigt, diffamiert oder als Abzocker betitelt zu werden.»
Dass der Austritt per Brief möglich sei, dementiert Amrein nicht. Deshalb biete er auch kostenlose Briefvorlagen und Adressen verschiedener Kirchgemeinden an.
Aber: Mit der kostenpflichtigen Dienstleistung übernehme er alles. «Wer unser Formular für 29 Franken ausfüllt, wird 100 Prozent von uns vertreten.»
So könne man sichergehen, dass der Kirchenaustritt ohne Bürokratie beim Steueramt bestätigt werde. «Zudem muss man im Nachgang keine Kontaktaufnahme der Kirche befürchten.»
Das geschehe je nach Kirchgemeinde – einige respektieren es laut Amrein nicht, wenn man keine Kontaktaufnahme wünscht. Sie verlangen dann ein Gespräch oder Informationen, die für den Austritt nicht notwendig wären.
Dem widerspricht Spengler: Schreibe man, dass man keine Kontaktaufnahme wünsche, «wird das dann selbstverständlich respektiert.»