Kirchenaustritt: Zahl in der Schweiz so hoch wie noch nie
Das Wichtigste in Kürze
- Schweizweit sind im letzten Jahr 34'182 Personen aus der katholischen Kirche ausgetreten.
- Im Durchschnitt verlassen somit 1,5 pro 100 Mitglieder die Kirche.
- Aber auch die evangelisch-reformierte Kirche verzeichnet viele Austritte.
In der Schweiz sind letztes Jahr 34'182 Menschen aus der katholischen Kirche ausgetreten. Bisher wurde der Rekordwert im Jahr 2019, mit 2500 Austritten, verzeichnet. Dieser Rekord ist nun gebrochen, in den Kantonen sieht es ganz verschieden aus.
Generell verblieben die Austrittszahlen damit auf einem sehr hohen Niveau, wie das Schweizerische Pastoralsoziologische Institut (SPI) mit Sitz in St. Gallen am Freitag mitteilte. 2020 waren 31’410 Austritte verzeichnet worden, im Jahr zuvor 31’772.
Vier Kantone praktisch ohne Austritte
Praktisch keine Austritte wurden in den Kantonen Neuenburg, Genf, Wallis und Waadt registriert. Dies hat den Angaben zufolge technische Gründe: In den vier Kantonen gibt es keine mit der Kirchensteuerpflicht verbundene Mitgliederstruktur, aus der man austreten könnte.
Rechne man diese vier Kantone heraus, hätten im landesweiten Durchschnitt 1,5 von 100 Mitgliedern die Kirche verlassen, hiess es. Damit sei der Wert ähnlich wie in den umliegenden Ländern. In Deutschland liege die Austrittsquote bei 1,6 Prozent, in Österreich wie in der Schweiz bei 1,5 Prozent.
Basel-Stadt Spitzenreiter
Den anteilsmässig grössten Mitgliederverlust für die katholische Kirche gab es demnach im Kanton Basel-Stadt. Dort erklärten 3,6 von 100 Kirchenmitgliedern ihren Austritt. Deutlich überdurchschnittlich waren die Austrittsquoten mit je 2,4 Prozent auch in den Kantonen Aargau und Solothurn.
Ende 2021 hatte die katholische Kirche in der Schweiz gemäss SPI ungefähr 2,96 Millionen Mitglieder. Damit war sie nach wie vor die grösste Landeskirche.
Mit der hohen Zahl an Austritten steht die katholische Kirche laut der Erhebung nicht alleine da. Aus der evangelisch-reformierten Kirche traten im Jahr 2021 28’540 Personen aus. Das sind mehr als im Jahr 2020, als 27’040 Austritte registriert worden waren.
Uneinigkeit über öffentliche Stellungnahmen
Die Kirchenstatistik des SPI basiert zum einen auf eigenen Erhebungen in den Pfarreien. Zum anderen basiert sie auf Daten von Dritten, namentlich des Bundesamtes für Statistik (BFS).
Besonders häufig träten Katholikinnen und Katholiken aus der Kirche aus. Dies, weil sie mit deren öffentlichen Stellungnahmen nicht einverstanden seien, erklärte das SPI. In einer Befragung des BFS von 2019 hätten 36,8 Prozent der Befragten dies als entscheidenden Austrittsgrund genannt.
Etwas anders präsentiert sich das Bild bei den Reformierten: Hier sagten 21 Prozent, sie hätten nie einen Glauben gehabt. Erst an zweiter Stelle folgte mit 19,7 Prozent die Kritik an öffentlichen Stellungnahmen der Religionsgemeinschaft als Austrittsgrund.