Klimawandel ist für Bürger weniger wichtig als die Altersvorsorge
Laut einer Umfrage sieht die Mehrheit der Schweizer Bevölkerung Handlungsbedarf beim Klimawandel. Noch wichtiger ist gemäss der Umfrage aber die Altersvorsorge.
Das Wichtigste in Kürze
- Vimentis führt jährlich die grösste politische Online-Umfrage der Schweiz durch.
- Gemäss dieser ist die Mehrheit der Schweizer Bevölkerung mit der Politik unzufrieden.
- Auch Altersvorsorge, Asylpolitik und Klimawandel bereiten den Befragten Sorgen.
Die diesjährige Vimentis-Umfrage überrascht vor allem in zwei Punkten. Einerseits zeigt die Umfrage, dass der Klimawandel bei den Befragten nicht zuoberst auf der Problem-Liste steht. Die Sorge Nummer Eins ist bei Herr und Frau Schweizer die Altersvorsorge.
Das ist einigermassen erstaunlich, wurde die Klimadiskussion in den letzten Monaten doch immer wieder angekurbelt und war das beherrschende Thema bei den eidgenössischen Wahlen.
Der zweite auffällige Punkt: Die Politik vermag die Schweizer Stimmbevölkerung nicht zu überzeugen. Lediglich 36 Prozent zeigten sich in der heute Mittwoch veröffentlichten Umfrage zufrieden. Damit haben die Politiker einen schlechteren Stand als vor einem Jahr, damals lag die Zufriedenheit zwei Prozentpunkte höher.
Unter den SVP-Wählern ist die Unzufriedenheit mit der Politik besonders gross. SVP-Nationalrat Mike Egger meint kurz nach der Präsentation der Umrageresultate: «Diese grosse Unzufriedenheit muss uns zu denken geben.»
Altersvorsorge am Wichtigsten
Am meisten Handlungsbedarf sieht die Bevölkerung laut Vimentis-Umfrage nicht etwa beim Klimawandel (12%), sondern bei der Altersvorsorge (18%). Für Egger ein klares Zeichen: «Dieses Problem müssen wir unbedingt lösen», so der 25-Jährige. «Ich höre oft: ‹Die in Bern machen doch sowieso was sie wollen!›. Und ich glaube, das darf nicht sein.»
Dem stimmt Grünen-Nationalrat Felix Wettstein zu, doch die Rangreihenfolge dürfe nicht überbewertet werden. «In der Umfrage wurden die Themenbereiche Klimawandel, Umweltschutz , Energiepolitik und Verkehrspolitik getrennt.» Wenn man die vier Themen zusammen nimmt, liege die Klima-Thematik klar an erster Stelle. Klimawandel und Umweltschutz erreichen allein bereits 18 Prozent.
Klimawandel: Weniger Handlungsbedarf als 2017
Doch wie lassen sich die Umfragezahlen rund um den Klimawandel mit den letzten Jahren vergleichen? Auf den ersten Blick eine klare Sache: Die Wichtigkeit des Themenbereichs hat sich bei den Befragten gegenüber dem Vorjahr mehr als verdoppelt. Von fünf sprang das Anliegen auf zwölf Prozent.
Überraschend: 2017 wurde der Handlungsbedarf bezüglich Klimawandel um zehn Prozent höher eingestuft als heute. Wettstein meint dazu: «Das liegt an der Polarisierung der Rechtskreise. Sie betonen immer wieder, dass der Klimawandel eben nicht wichtig ist.»
Mike Egger widerspricht: «Das zeigt, dass die Schweiz in der Klimapolitik nicht schläft.» Seit dem Jahr 2000 habe man den CO2-Ausstoss bereits deutlich verringert. Und er ist sich sicher: «Ohne die hohe Zuwanderung wäre dieser Wert noch besser.»