Klimawandel: Schweizer Grosis unterstützen Elfjährige bei Klage
Die Klimaseniorinnen haben die Schweiz verklagt, jetzt verklagt die elfjährige Mariana Agostinho 32 Länder. Sie fordern mehr Massnahmen gegen den Klimawandel.
Das Wichtigste in Kürze
- Sechs Junge verklagen 32 Länder, weil sie nicht genug gegen den Klimawandel kämpfen.
- Darunter ist eine Elfjährige. Schweizer Klima-Grosis unterstützen sie.
- Insgesamt behandelt der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte drei solche Klagen.
Die elfjährige Mariana Agostinho verklagt 32 EU-Länder, darunter die Schweiz: Agostinho findet gemeinsam mit ihren Geschwistern und Cousinen sowie Cousins, die EU-Mitgliedländer machen zu wenig gegen den Klimawandel. Am Mittwoch hat der Prozess in Strassburg (F), im Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte (EGMR), begonnen.
Die jungen Menschen sagen, das Nichtstun der Länder verstosse gegen ihre Menschenrechte, wie der «Guardian» schreibt: das Recht auf Leben etwa, oder auch das Recht auf eine Familie und Privatsphäre.
Insgesamt verstosse die Untätigkeit der Länder gegen vier Artikel der europäischen Menschenrechtskonvention. Motiviert haben die Gruppe die Waldbrände vor sechs Jahren in der Region Leiria in Portugal. Dabei starben 66 Menschen.
Klimaseniorinnen: «Es war schön, Mariana zu treffen»
Die Gruppe wurde vor Ort von den Schweizer Klimaseniorinnen unterstützt. Auch sie haben gegen die Schweiz geklagt wegen der Klima-Untätigkeit.
Die Co-Präsidentin des Vereins, Rosmarie Wydler-Wälti, sagt zu Nau.ch: «Die Stimmung war fröhlich. Es war schön, Mariana persönlich zu treffen, wir standen schon lange über ihren Anwalt in Kontakt miteinander.»
Wydler-Wälti habe einst eine Zeichnung der damals achtjährigen Agostinho geschickt bekommen, die sie am Mittwoch mitgenommen habe. Die Aktivistin, die für Massnahmen gegen den Klimawandel kämpft, beschreibt die Portugiesin als «ganz herzig und ein wenig schüchtern». Obwohl sie kein Englisch verstehe, hätten sich die beiden beim Treffen umarmt.
Die portugiesische Klage zum Klimawandel mache Wydler-Wälti Hoffnung und Mut, «weil wir für das gleiche Ziel kämpfen». Aber: «Der Hauptvorwurf der Länder an die Gruppe ist, dass sie nicht durch alle Instanzen gegangen sind.» Eigentlich müsste eine Klage zuerst den nationalen Gerichten eingereicht werden, erklärt sie. Der EGMR sei dennoch auf die Klage eingegangen.
Elfjährige «sollte eigentlich mit Freunden am Spielen sein.»
«Trotzdem sollte es schwer sein für die Richterinnen und Richter, das Argument der EU-Länder abzustreiten», sagt die Klimaseniorin. Sie vermutet jedoch, dass es das Gericht als positiv betrachte, wenn sich junge Menschen für ihre Rechte einsetzten.
Was die Klimaaktivistinnen auch hoffnungsvoll stimme, seien die Drittparteien im Gerichtssaal. Diese unterstützen die Richterinnen und Richter in der Meinungsbildung, dürfen aber nicht Partei ergreifen. «Die waren ganz toll», erklärt Wydler-Wälti. «Sie haben die Fakten präsentiert, die eigentlich für unser Anliegen sprechen.»
Der Gerichtshof entscheidet gleichzeitig über die Fälle von Mariana Agostinho, der Klimaseniorinnen sowie einem dritten, ähnlichen Fall zum Klimawandel.
Marianas 24-jährige Schwester Claudia sagte zu den Medien, es sei grossartig, dass ihre Schwester involviert sei – aber auch besorgniserregend.
Mariana bekomme immer Angst, wenn Helikopter herumschwirrten, wegen der Erinnerung an die Waldbrände: «Wieso muss sie an solche Dinge denken? Sie sollte eigentlich mit ihren Freunden am Spielen sein.»