Klimawandel: Sinkt Venedig jetzt noch schneller?
Lawinengefahr in der Schweiz und Österreich, Hochwasser in Venedig, Schnee am Strand in Mallorca: Das Wetter in Europa macht Kapriolen – wegen des Klimawandels?
Das Wichtigste in Kürze
- Österreich versinkt im Schnee, Venedig im Wasser und auch in der Schweiz schneits schon.
- Das Wetter scheint in Europa verrückt zu spielen.
- Alles eine Folge des Klimawandels?
Das Wetter in Europa spielt verrückt: Schneerekorde im November im Graubünden, Jahrhunderthochwasser in Venedig, Schneechaos in Österreich und Schnee am Strand von Mallorca. Und: Die Situation soll sich noch weiter verschärfen.
Heute fällt auf der #Alpensüdseite nochmals recht viel #Schnee, im südlichen Wallis, im nördlichen Tessin und im Bergell örtlich bis über einen #halben #Meter. Die Schneefallgrenze liegt dabei auf rund 800 bis 1500 Metern. (rp) @Blickch @20min @nau_live @tagesanzeiger pic.twitter.com/A4YhKwUltf
— MeteoNews Schweiz (@MeteoNewsAG) November 19, 2019
Vor allem im Südtirol sind die Schneefälle derart heftig, dass eine Lawine ein 900-Seelen-Dorf getroffen hat. Verschiedene Videos zeigen die Wucht des Schneebretts.
In Venedig hat sich die Lage zwischenzeitlich etwas entspannt. Am Montag wurde ein Grossteil der Schulen wieder geöffnet. Das Hochwasser zog sich auf einen maximalen Pegelstand von 1,10 bis 1,15 Metern zurück. Am Freitag kehrt der Regen dann aber zurück.
Schnee auch in der Schweiz
Auch in Saas-Fee VS wurden am Sonntag diverse Strassen wegen heftiger Schneefälle gesperrt, mehrere Personen sassen zwischenzeitlich fest und konnten das Gebiet nicht verlassen.
Sind das alles Konsequenzen des Klimawandels? Und bedeutet das nun, dass Venedig noch schneller untergeht, als bisher prognostiziert? Für Christoph Raible von der Universität Bern ist klar: Die Bedrohung für die Lagunenstadt wächst.
«In den letzten 100 Jahren stieg der Meeresspiegel in Venedig um rund 16 Zentimeter.» Zwar wird aktuell ein Schutzwall gebaut, der vorübergehend helfen wird, aber: «Das rund zwei bis drei Meter hohe Sturmflutsperrwerk wird, wenn es so weitergeht wie bisher, auch nicht ewig helfen», sagt Raible.
Spätestens kritisch in zwei Jahrhunderten
In spätestens 200 Jahren werde es kritisch. Die Projektionen über die Steigung des Meeresspiegels mussten jüngst gar angepasst werden. 2012 ging man laut Raible von einem Anstieg zwischen 26 Zentimeter und etwa 60 Zentimeter aus – bis 2100.
Heute ist dies anders: Man geht man von einem Anstieg des globalgemittelten Meeresspiegels bis Ende des Jahrhunderts von 43 Zentimeter bis zu 84 Zentimeter aus. Bei diesen neuen, genaueren Berechnungen wurde etwa auch das Gletscherschmelzen mit einberechnet. Es gibt aber auch Rechnungen, die noch drastischere Zahlen nennen.
Zudem macht die Absenkung der Erde der Lagunenstadt einen Strich durch die Rechnung. «Das Grundwasser wird abgepumpt, daher sinkt längerfristig die Höhe der Stadt», sagt Raible. Dies, weil die aufgrund des fehlenden Wassers entstandenen Leerräume wieder gefüllt werden müssen.
Mit Klimaschutz wäre alles anders
Jedoch, so Raible, beruhen die Klimaprojektionen auf Annahmen. «Wenn etwa die 1,5-Grad-Ziele erreicht werden, sieht die Ausgangslage wieder ganz anders aus», sagt Raible.
Aber auch die Schweiz bleibt nicht verschont vom Klimawandel. Zwar sei es bei aktuellen extremen Wetterereignissen immer schwer, den Einfluss des Klimawandels zu bestimmen, aber: «Wir erwarten für die Zukunft mehr Niederschlagsextreme.»