Kokain-Konsum in der Schweiz nimmt zu: Legale Abgabe gefordert
Der Kokain-Konsum in der Schweiz nimmt zu. Um das Problem in den Griff zu bekommen, fordern Suchtexperten die kontrollierte Abgabe der Droge.
Das Wichtigste in Kürze
- In der Schweiz nimmt der Konsum von Kokain und Crack zu.
- Suchtexperten fordern deshalb die legale Abgabe von Kokain.
- Das wäre ein weltweit eine Premiere.
Die Schweiz steht vor einer beispiellosen Herausforderung: Die Zahl der Crack- und Kokainabhängigen hat einen neuen Höchststand erreicht. Als Reaktion darauf prüfen Experten des Bundes nun eine bisher unerprobte Massnahme: die legale Abgabe von Kokain an schwerstabhängige Personen. Darüber berichtet die «NZZ am Sonntag».
Städte wie Zürich und Bern untersuchen bereits, wie dies umgesetzt werden könnte. Es wird gar geprüft, ob eine vollständige Legalisierung der Droge sinnvoll wäre.
Kokain-Epidemie in der Schweiz
Die ganze Schweiz erlebt gerade eine Epidemie von Kokain und daraus gewonnenen Drogen wie Crack, schreibt die Zeitung. Neue Daten des Bundes zeigen einen Anstieg der nachgewiesenen Rückstände der Droge um ein Drittel zwischen 2021 und 2023. Die Zahlen basieren auf Abwassermessungen in zehn Schweizer Städten.
Überraschenderweise sind nicht die oft im Fokus stehenden Städte wie Genf die Hauptkonsumenten von Crack, sondern Lausanne und Chur. Dahinter folgen Schwyz, Zürich und Bern. Experten schätzen den Gesamtkonsum an Kokain auf über 5000 Kilogramm pro Jahr. Seit der Studie aus dem Jahr 2018 ist die Zahl wahrscheinlich gestiegen.
Die Gründe für diese Entwicklung sind vielfältig: Kokain ist aktuell so weit verbreitet, so billig und so rein wie nie zuvor, heisst es. Ganz Europa wird vom weissen Pulver überschwemmt – ein Angebot, das den Konsum weiter anheizt.
Experte: «Steuern auf Krise zu»
Diese alarmierende Situation hat die Eidgenössische Kommission für Fragen zu Sucht und Prävention nichtübertragbarer Krankheiten (EKSN) auf den Plan gerufen. In einem «dringenden Aufruf» warnt sie vor einer Verschlimmerung der Lage. Die EKSN empfiehlt neben bekannten Massnahmen auch eine bisher tabuisierte Lösung: die kontrollierte Abgabe von Kokain.
Vizepräsident Christian Schneider betont gegenüber der «NZZ am Sonntag» die Dringlichkeit dieser Massnahme: «Je rascher wir handeln können, desto besser. Denn wir steuern auf eine Krise zu», warnt er.
Durch die kontrollierte Abgabe könne die Qualität des Kokains gesichert und Beschaffungskriminalität verringert werden. Dies könnte den Süchtigen eine Hilfe sein, um aus der Suchtspirale herauszukommen.
Die kontrollierte Abgabe von Kokain an Menschen mit einer Abhängigkeit wäre weltweit ein erstmaliger Schritt. Die Suchtkommission hat noch kein fertiges Konzept dafür. Sie ist aber der Meinung, dass dieser Weg angesichts der aktuellen Entwicklung versucht werden muss.