Künstliche Intelligenz sagt nun Verbrechen voraus
Potenzial und Gefahren von KI sind derzeit in aller Munde. Was viele nicht wissen: In der Schweiz prognostizieren diese Technologien schon heute Verbrechen.
Das Wichtigste in Kürze
- KI-Prognosen helfen Schweizer Polizeien bei der Verbrechensbekämpfung.
- Je nach Korps und Einsatzgebiet konnte die Einbruchsrate dadurch halbiert werden.
- Andere Polizeikorps verzichten jedoch auf den Einsatz solcher Tools.
Künstliche Intelligenz ist in allen erdenklichen Bereichen auf dem Vormarsch: In Schulen wird damit geschummelt. In der Arbeitswelt könnten Millionen Jobs weltweit der KI zum Opfer fallen, oder aber von Automatisierungen mittels KI profitieren.
Das ist auch in der Schweizer Polizeiarbeit der Fall. Konkret geht es um das sogenannte digitale «Predictive Policing», zu Deutsch: «voraussagende Polizeiarbeit».
Verschiedene Systeme sind bei mehreren Polizeikorps im Einsatz. So etwa «Picar» oder «Precobs» (Pre-Crime-Observation-System). Bei beiden handelt es sich um Softwares zur Kriminalitätsprognose.
Einbruchszahlen dank KI mehr als halbiert
Michael Walker von der Stadtpolizei Zürich erklärt: «Für den Bereich Wohnungseinbruch kann das System eine Wahrscheinlichkeit eines Folgedeliktes berechnen.»
Während das System für andere Delikte nicht eingesetzt werde, verbuche die Polizei aber einen grossen Erfolg: «In den vormals am meisten belasteten Gebieten war die Abnahme an Einbrüchen tendenziell am grössten.» Konkret hätten sich die Zahlen mehr als halbiert.
Seit acht Jahren setzt auch die Kapo Aargau auf dieses System. «Gerade bei der Bekämpfung der (...) Vermögenskriminalität spielt Predictive Policing eine wichtige Rolle». Basierend auf erfasste Daten sei das System «tatsächlich in der Lage, eine örtliche und zeitliche Wahrscheinlichkeitsberechnung durchzuführen».
Zu den Pionieren gehört auch die Luzerner Polizei, wo es 2020 dank des Systems «Picar» 20 Prozent weniger Einbrüche gab. Mediensprecher Urs Wigger hält jedoch fest: «Eine hundertprozentige Vorhersage ist kaum möglich.» Das System werde aber benutzt, um Daten wie Tatort, Zeit oder Tathergang richtig zusammenzustellen.
Künstliche Intelligenz für manche Polizeien kein Thema
Anders sieht es bei der Kantonspolizei Zürich aus: «Nach einem ausführlichen Test vor vier Jahren kommt das System Precobs nicht mehr zum Einsatz», so Mediensprecherin Carmen Surber. Auch die Kapo St.Gallen winkte nach einem Test ab. Grund: «Die kriminalpolizeiliche Erfahrung, wie ein Täter tickt, kann durch einen PC kaum ersetzt werden.»
Solche Systeme seien eher in städtischen Gebieten sinnstiftend. Auch die Kantonspolizei Bern und Stapo Basel-Stadt verzichten auf den Einsatz digitaler Tools im Bereich «Predictive Policing».
Was künstliche Intelligenzen wie GPT angeht, blasen fast alle Polizeikorps ins selbe Horn: Man beobachte die Entwicklungen, arbeite aber derzeit noch nicht mit diesen neuen Technologien. Die Kapo St.Gallen könne sich den Einsatz solcher Programme gar «gut vorstellen». Bei anderen steht der Einsatz von GPT aber nicht einmal zur Diskussion.