Künstliche Intelligenz

Künstliche Intelligenz schreibt Teenies Bewerbung – das verrät sie

Rowena Goebel
Rowena Goebel

Werdenberg,

Künstliche Intelligenz gehört längst zum Alltag der meisten Teenager. Auch bei der Lehrstellen-Bewerbung setzen viele darauf – nicht immer erfolgreich.

Künstliche Intelligenz
Ist die Zeugnisnote im Deutsch nicht so prickelnd, die Bewerbung aber sprachlich perfekt und voller Fremdwörter, deutet das oft auf KI hin. (Symbolbild) - pexels

Das Wichtigste in Kürze

  • Viele Teenager nehmen beim Bewerbungsschreiben KI zur Hilfe.
  • Häufig ist es offensichtlich – und macht dann nicht immer die beste Falle.
  • Einige bestimmte Fehler verraten die KI-Briefe.

Jugendliche nutzen Künstliche Intelligenz (KI) besonders gerne: Laut einer Studie der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften haben 71 Prozent der 12- bis 19-Jährigen Erfahrung damit. Rund jeder und jede Dritte nutzt KI-Tools mindestens einmal pro Woche.

Inzwischen dürften die Zahlen noch höher sein – die Studie wurde letzten Herbst publiziert. Und die Etablierung von KI im Alltag schreitet rasant voran.

Kein Wunder, nehmen auch viele Teenager Künstliche Intelligenz zur Hilfe, wenn es um wichtige Dokumente geht.

Zum Beispiel das Bewerbungsschreiben für eine Lehrstelle.

Findest du es in Ordnung, KI für ein Bewerbungsschreiben zu benutzen?

Ein Insider aus einer Berufsschule, an der die Jugendlichen ihre Lehre ohne den klassischen Lehrbetrieb absolvieren, verrät Nau.ch: «Ich erhalte enorm viel Bewerbungen, bei denen ich auf den ersten Blick erkenne, dass sie mit KI geschrieben wurden.»

Er «merke es eigentlich immer», schmunzelt der Lehrmeister.

Verraten tun sich die meisten Teenies mit einem konkreten Fehler!

Deutsche Rechtschreibung lässt Künstliche Intelligenz auffliegen

«Heute steht fast in jedem Bewerbungsschreiben das deutsche Doppel-S, das ẞ. Das gab es früher eigentlich nie, weil man das in der Schweiz ja gar nicht in der Schule lernt.»

Definitiv überführt der Lehrmeister die Teenies dann mit einem Trick: «Beim Bewerbungsgespräch frage ich sie, was die Tastenkombination für das ẞ ist. Dann sind die meisten raus!»

Nur, weil ein Bewerber oder eine Bewerberin beim Motivationsschreiben Künstliche Intelligenz eingesetzt hat, erteilt der Lehrmeister zwar keine Absagen.

Aber: «Schleichen sich Fehler ein wie das ẞ, macht es natürlich trotzdem nicht die beste Falle.»

«In der heutigen Zeit muss man damit rechnen»

Dass die Künstliche Intelligenz Teenagern die Bewerbung schreibt oder zumindest «verbessert», ist heute weitverbreitet.

Von den Betrieben und Verbänden, die Nau.ch angefragt hat, ist kein einziger noch nicht mit dem Thema in Berührung gekommen.

Grundsätzlich negativ gesehen wird die Entwicklung aber nicht – solange die KI die Texte nicht verschlimmbessert.

Wie häufig nutzt du Künstliche Intelligenz?

Thomas Frei ist Präsident des Lehrmeisterverbands Elektroniker in der Region St. Gallen, Appenzell und Liechtenstein. In der Elektrofirma Brusa in Buchs SG ist er für die Ausbildung der Lernenden verantwortlich.

«Auch wir bekommen KI-generierte Motivationsschreiben», berichtet er Nau.ch. «In der heutigen Zeit muss man faktisch damit rechnen, dass Jugendliche Künstliche Intelligenz als Werkzeug oder Hilfsmittel nutzen.»

Lehrmeister sieht KI-Briefe auch positiv

Das deutsche Doppel-S listet auch er als Punkt auf, der die Teenager oft verrät.

Weitere Hinweise: «Wenn jemand im Deutsch nur genügende Zeugnisnoten hat, aber der Text trotzdem fehlerfrei geschrieben ist. Oder wenn er gespickt voll mit Fremdwörtern ist.»

Er denkt zwar, dass es Betriebe gibt, bei denen das nicht gut ankommt. Frei selbst sieht es jedoch entspannter.

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Ist kein Gegner von Künstlicher Intelligenz bei Bewerbungsschreiben: Thomas Frei vom Lehrmeisterverband Elektroniker St. Gallen, Appenzell und Liechtenstein. - Lehrmeisterverband Elektroniker

«Mit der Hilfe von KI können sprachlich und schriftlich schwächere Schülerinnen und Schüler ein tolles, fehlerfreies Dossier erstellen.» Es zeuge von Kompetenz, wenn die Jugendlichen wissen, wie man mit KI umgeht.

Und Frei gibt zu bedenken: «Schreiben, die voller Fehler sind, werden teilweise auch aussortiert.»

Wichtiger findet er ohnehin das persönliche Gespräch, Schnuppertage oder Tagespraktika. «Das sagt meistens viel mehr über die Person aus.»

KI ist Chance – solange Teenies «sich trotzdem mit Bewerbung identifizieren»

Auch das Industrie-Ausbildungsunternehmen Libs stellt vermehrt Bewerbungen mit Formulierungen fest, die auf den Einsatz von KI hindeuten.

Wie Berufsbildner Roland Bruderer zu Nau.ch sagt, ist das aber nicht immer eindeutig. Teils könne es sich auch um Vorlagen oder um Unterstützung durch Eltern oder Lehrpersonen handeln.

Wie wichtig ist ein guter Bewerbungsbrief?

«Für uns ist das auch gar nicht entscheidend», erklärt Bruderer. Auch er betont, dass Gespräche und Schnuppern wichtiger sind.

«Insgesamt sehen wir KI eher als Chance denn als Risiko. Wenn sie sinnvoll eingesetzt wird und die Jugendlichen sich trotzdem mit ihrer Bewerbung identifizieren können.»

Erwachsene sollten sowieso drüberschauen

Der Kaufmännische Verband erhält ebenfalls «vereinzelt» Rückmeldungen von Berufsbildnerinnen und -bildnern zum Thema KI-Bewerbungsschreiben.

Dazu, wie verbreitet sie sind, kann Sprecherin Sabrina Kindschi aber noch keine Aussage machen.

Künstliche Intelligenz
Die Eltern oder eine Lehrperson sollten die Bewerbung noch einmal anschauen, rat der Kaufmännische Verband. Egal, ob Künstliche Intelligenz eingesetzt wurde oder nicht. (Symbolbild) - keystone

Der Umgang mit ChatGPT und Co. sei aber sowohl für Jugendliche als auch Erwachsene «noch neu». Es brauche Zeit und Begleitung, um ein Bewusstsein dafür zu entwickeln.

«Wir empfehlen den Bewerberinnen und Bewerbern deshalb, ihre Bewerbungsunterlagen immer von einer erwachsenen Vertrauensperson gegenlesen zu lassen. Ganz unabhängig davon, ob sie mit der Hilfe von KI erstellt wurden.»

Kommentare

User #3103 (nicht angemeldet)

Und am ersten Tag der Lehre fällt dann sofort auf dass die natürliche Intelligenz total fehlt

User #772 (nicht angemeldet)

Die denken, das sie die schlauesten auf dieser Kugel wären.. Werden es aber bald auf die harte Tour lernen.

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