Kurz vor Bürgenstock: Russischer Agent will Waffen in Bern kaufen
Ein in der Schweiz ansässiger russischer Diplomat soll kurz vor dem Gipfeltreffen auf dem Bürgenstock versucht haben, Waffen für Anschläge zu beschaffen.
Das Wichtigste in Kürze
- Kurz vor dem Bürgenstock deckten Schweizer Sicherheitsbehörden einen russischen Spion auf.
- Der Agent soll versucht haben, Waffen und andere gefährliche Stoffe zu beschaffen.
- Wegen der Immunität kann derzeit aber nicht gegen ihn ermittelt werden.
Haben die Schweizer Sicherheitsbehörden einen Angriff auf die Friedenskonferenz auf dem Bürgenstock verhindert? Wie der «Tages-Anzeiger» berichtet, soll vor wenigen Wochen ein mutmasslich russischer Agent gestoppt worden sein, der versucht haben soll, an mehreren Orten in der Schweiz Waffen und gefährliche Stoffe zu beschaffen.
Der mutmassliche Agent arbeitete demnach als Diplomat in Bern und soll zuvor entsprechende Kontakte aufgebaut haben. Erwähnt wird etwa, dass ein Mitarbeiter der russischen Botschaft ein Ladenlokal eines Deutschschweizer Waffenhändlers besucht habe – er habe allerdings nichts gekauft.
Der «Tages-Anzeiger» ordnet die Taten des Russen als einen der schwersten Geheimdienstfälle ein, den die Schweiz jemals erlebt hat. Es heisst, dass der Schweizer Nachrichtendienst den mutmasslichen russischen Agenten überwacht habe. Später übernahmen dann die Strafverfolgungsbehörden.
Es kam zu Razzien in mehreren Kantonen
Auf Anfrage der Zeitung hat die Bundesanwaltschaft entsprechende Ermittlungen zu dem russischen Diplomaten und Personen in dessen Umfeld bestätigt. «Im Rahmen von ersten sichernden Massnahmen haben BA und Fedpol zusammen mit den involvierten Kantonspolizeien mehrere Hausdurchsuchungen durchgeführt.»
Wie es in dem Bericht heisst, sollen die Razzien in mehreren Kantonen stattgefunden haben. Ob es Festnahmen gab, dazu wollte sich die Bundesanwaltschaft nicht äussern.
Im Fokus der Ermittlungen stehen derzeit zwei Personen. Ein Kontakt des russischen Diplomaten wird verdächtigt, gegen das Kriegsmaterial- und gegen das Embargogesetz verstossen zu haben.
Gegen den zweiten Verdächtigen wird im Verdacht der Widerhandlung gegen das Güterkontroll- und gegen das Embargogesetz ermittelt. Wozu die Güter in Frage verwendet werden sollten, ist noch nicht geklärt.
Mutmasslicher russischer Spion geniesst Immunität
Der russische Diplomat selbst kann wegen seiner Immunität nicht als Verdächtiger ins Visier genommen werden. Die Bundesanwaltschaft hat aber offenbar das EDA um Aufhebung der Immunität ersucht. Solche Anfragen erfolgen selten und eigentlich nur bei gravierenden Vorkommnissen.
Weiter heisst es, dass der mutmassliche Spion die Schweiz bereits verlassen habe. Die schweizerischen Behörden sollen sich bei den Russen dafür eingesetzt haben. Davon will ein Sprecher der russischen Botschaft in Bern nichts wissen. Auf Anfrage heisst es, man habe «keine Informationen über die Ausweisung russischer Diplomaten aus dem Hoheitsgebiet der Eidgenossenschaft.»