Läden, Beizen & Co.: Hier werden wir im Alltag überwacht
Überwachungskameras am Bahnhof, Tracker im Handy: Datenschützer erklären, wo wir beobachtet werden.
Das Wichtigste in Kürze
- Heute stehen an vielen öffentlichen Orten Überwachungskameras.
- Sich der Überwachung zu entziehen, ist laut einer Datenschützerin kaum möglich.
- Online wird man gar noch stärker überwacht.
Die SBB will ihrer Überwachung an Bahnhöfen ein Upgrade verschaffen. Mit einem neuen «Messsystem für Kundenfrequenzen» – Überwachungskameras – wollte die SBB das Kaufverhalten ihrer Kunden analysieren – Gesichtserkennung inklusive.
Gut angekommen ist das nicht. Stückweise ist das Unternehmen von seinen Plänen zurückgerudert: Erst fiel die Gesichtserkennung, jetzt die Erhebung von Personendaten wie Alter, Geschlecht oder Grösse.
Gemessen werden sollen nun also nur die Anzahl und Wege der Menschen, die ein-, aus- und umsteigen oder dort einkaufen.
Ist damit wieder alles in Ordnung im Datenschutz-Palast Schweiz? Nicht wirklich. Die SBB ist mit ihren zehntausenden Kameras nicht die einzige, die Bürgerinnen und Bürger gerne beobachtet.
An vielen Orten wird überwacht
Doch wo wird man in der Schweiz am meisten überwacht? «Einfacher wäre die Frage: wo am wenigsten?», fragt Datenschützerin Ursula Uttinger. Und liefert gleich die Antwort: «Dies dürfte in der Natur der Fall sein.»
Es gäbe viel mehr Überwachung, als uns bewusst sei, etwa in Bahnhöfen oder öffentlichen Verkehrsmitteln. «Sehr viele Einkaufsgeschäfte haben ebenfalls Videoüberwachung, aber auch Hotels, Restaurants, Clubs. Viele Schulhäuser, aber auch Entsorgungsstellen, sind ebenfalls videoüberwacht», so Uttinger.
Und: «Es ist davon auszugehen, dass es noch diverse Videoüberwachungen gibt von Privaten, die das heimlich machen», sagt Uttinger. Auch die Überwachung von Mitarbeitern am Arbeitsplatz sei nicht auszuschliessen, wenn auch eher selten.
Online wird stärker überwacht
Doch die Kameras an Bahnhöfen, Plätzen oder Bars sind nur die eine Seite der Überwachung. Denn da wären noch unsere «smarten» Geräte: Smartphones, Smart-TVs, Smart-Uhren, smarte Roboterstaubsauger, Smart Speaker, smarte Kühlschränke.
Mit solchen Geräten «generieren wir laufend Personendaten, die von Dritten ausgewertet werden können», sagt Silvia Böhlen vom Eidgenössischen Datenschutz- und Öffentlichkeitsbeauftragten.
Für Uttinger ist klar: Im Netz wird man stärker überwacht als offline. Mit dem Smartphone trage man die Überwachung fast 24 Stunden auf sich. Zudem werde auf die Online-Überwachung oft weniger sensibel reagiert, der Bequemlichkeit wegen.
Was Sie gegen die Überwachung tun können
Uttinger appelliert, dass Nutzer bewusst mit dem Internet umgehen sollen. Dazu gehöre zum Beispiel auch, mal wieder etwas bar zu bezahlen, statt mit Karte.
In Sachen Smartphone rät Böhlen dazu, die Privatsphäre-Einstellungen restriktiv zu handhaben. Zudem könne man das Handy bei Nichtgebrauch ausschalten oder nicht immer auf sich tragen.
Gratis-Apps solle man sich sorgfältig auswählen. Denn: Wenn der Konsument diese nutze, bezahle er mit seinen Daten. Uttinger merkt an, dass man sich eventuell die AGBs anschauen sollte, statt sie einfach zu akzeptieren.
Offline lässt sich laut Uttinger allerdings «fast nichts machen». Allenfalls könne man Orte, die eine Videoüberwachung anzeigen, meiden. Das sei oft aber kaum möglich.