Landwirtschaftliche Pestizide gelangen in Naturschutzgebiete
In der Landwirtschaft verwendete Pestizide breiten sich auch in die Schweizer Naturschutzgebiete aus. Die Grenzwerte werden massiv überschritten.
Das Wichtigste in Kürze
- Laut einer neuen Studie kommen grosse Mengen Pestizide in Naturschutzgebieten vor.
- Die Grenzwerte werden demnach bis zu 25-mal überschritten.
- Es ist unklar, welche Folgen das konkret für die dort lebenden Tiere hat.
Die Verwendung von Pestiziden in der Schweizer Landwirtschaft betrifft nicht nur die Ackerflächen. Eine neue Studie zeigt, dass sich diese Stoffe sogar in Schutzgebieten für gefährdete Arten ausbreiten. Und dies in teils hohen Konzentrationen.
Die Studie wurde vom Schweizerischen Oekotoxzentrum durchgeführt. Untersuchungsleiter Etienne Vermeirssen ist eigentlich nicht überrascht, dass Pestizide in Naturschutzgebiete gelangen, wie er gegenüber dem SRF sagt.
Die Menge sei aber erstaunlich: «Dass für viele Substanzen auch die gesetzlich geregelten Grenzwerte überschritten wurden, das hat mich dann doch überrascht.»
Konkret wurden in neun Amphibienlaichgebieten und in drei Flachmooren während zweier Jahre Wasserproben gesammelt. In jedem Gebiet waren Pestizide vorhanden. Teilweise hat die Forscher-Gruppe bis zu 29 verschiedene Pestizide entdeckt.
Nähe zu den Feldern hat keinen Einfluss
Dabei wurden laut Vermeirssen auch oft Grenzwerte überschritten: «In der Hälfte der Biotope haben wir Pflanzenschutzmittel und Biozide über den Grenzwerten gemessen.» Zum Teil überschritten die Werte die Limite bis zu 25-mal!
Der hochgiftige Schädlingsbekämpfer Cypermethrin kam dabei am häufigsten vor. Auch das eigentlich seit 2020 verbotene Insektizid Chlorpyrifos wurde in grenzüberschreitenden Mengen nachgewiesen.
Eine weitere Erkenntnis: Es spielt keine Rolle, wie weit die Schutzgebiete vom nächsten Acker entfernt sind. Der Grund ist, dass die Stoffe nicht nur über Wasser, sondern auch über Luft verbreitet werden. Vermeirssen führt aus: «Mit dem Regen kommen die Pflanzenschutzmittel wieder auf den Boden und in die Gewässer runter.»
Unklar ist, wie gravierend die Folgen für Kröten, Frösche oder andere Tierarten sind. 2017 hat der Bund zudem einen Aktionsplan lanciert, um die Pestizid-Belastung zu senken. Ob sich dieser langfristig positiv auswirkt, bleibt abzuwarten.