Lausanne - GC: SBB-Personal muss vor GC-Fans flüchten

Simon Binz
Simon Binz

Lausanne,

Am Samstag, auf der Rückreise vom Auswärtsspiel in Lausanne, greift eine kleine Gruppe GC-Fans die SBB-Begleiter eines Extrazuges an. Das geht so weit, dass diese die Notbremse ziehen und flüchten müssen. Die Rede ist von «bisher noch nie da gewesener Gewaltbereitschaft gegen Personal der SBB».

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FCB-Hooligans haben nach der Cup-Pleite gegen YB ein Security-Team angegriffen. Drei Personen mussten schwerverletzt ins Spital gebracht werden (Symbolbild). - Getty

Das Wichtigste in Kürze

  • Am Samstagabend kam es auf einem Extrazug von Lausanne nach Zürich zu wüsten Szenen.
  • GC-Anhänger lösten während der Zugfahrt mehrere Male die Notbremse aus und griffen anschliessend das SBB-Personal an.
  • Diese verbarrikadierten sich im hintersten Abteil und mussten schliesslich selbst die Notbremse ziehen, um zu flüchten.

Am Samstag sicherte sich GC im Abstiegskampf wichtige Punkte gegen Konkurrent Lausanne. GC-Anhänger waren mit einem Extrazug angereist und hätten eigentlich um Mitternacht zurück im Zürcher HB sein sollen. Doch es kam alles ein bisschen anders, denn der Extrazug erreichte Zürich erst am nächsten Morgen nach Sonnenaufgang. Der Grund: «Bisher noch nie da gewesene Gewaltbereitschaft gegen Personal der SBB».

Was war geschehen?

Auf der Rückfahrt von Lausanne zogen GC-Anhänger wiederholt die Notbremse. «Rund ein Dutzend Mal», präzisiert SBB-Sprecher Christian Ginsig gegenüber dem «Tagesanzeiger». Das würde eine Verspätung bereits rechtfertigen, ist aber nur der Anfang einer Horrornacht für das betroffene SBB-Personal.

Nachdem sich Zugpersonal und Transportpolizei nämlich aufgrund der Gewaltbereitschaft einzelner Fans in den hintersten Wagen zurückgezogen hatten, wurden sie von rund zehn Personen verfolgt.

Das SBB-Personal verriegelte darauf sogar die Durchgangstür. Aber auch dies zwang die Krawallmacher nicht zur Aufgabe. «Die Fussballfans versuchten, die Zwischentür einzuschlagen und Mitarbeitende der SBB anzugreifen», erklärt Ginsig weiter.

Die Zugbegleiter hätten darauf selbst die Notbremse gezogen und seien geflüchtet, um sich in Sicherheit zu bringen. Selbst der Lokomotivführer habe den Zug verlassen. Das alles habe sich zwischen Chavornay und Essert-Pittet im Kanton Waadt abgespielt. Der Extrazug verkehrte anschliessend nur noch bis Biel und musste dort um 4.30 Uhr abgestellt werden, schreibt der «Tagesanzeiger».

Sachschaden und geschocktes Personal

Dann musste die SBB Personal und Lokomotivführer finden, die bereit waren, die Fans noch bis Zürich zu begleiten. Zwischen Biel und Zürich sei es dann zu keinen Ausschreitungen mehr gekommen. Rund 30 Kantons- und 10 Bahnpolizisten mussten den Zug zurück nach Zürich begleiten.

Das betroffene SBB-Personal musste von einem Careteam betreut werden, physisch blieben sie unverletzt. Am Zug habe es diverse Sachbeschädigungen gegeben, auch ein Feuerlöscher sei versprüht worden. «Die SBB akzeptieren keine Gewalt gegen ihr Personal und bringen diese Vorfälle zur Anzeige», so deren Sprecher.

Auslöser war ein Missverständnis

Aus GC-Kreisen heisst es, dass der Auslöser für die Aggressionen, die Ereignisse bei der letzten Auswärtsfahrt nach Basel waren. Während des Spiels sind dort nämlich Gegenstände aus dem Extrazug entwendet worden. Die Fans beschuldigten das SBB-Personal, sie bestohlen zu haben.

In Wahrheit aber hat die Staatsanwaltschaft in Basel eine Durchsuchung des Extrazuges angeordnet, dies wurde jedoch erst zwei Tage nach der Fahrt zurück aus Lausanne bekannt. Aus GC-Kreisen heisst es, dass die Situation nicht derart eskaliert wäre, hätte man das zuvor gewusst. Die GC-Fans wollen nun auf die nächsten zwei Extrazüge verzichten und die Geschichte mit den SBB klären.

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