Lehrermangel: Basel und Zürich atmen auf, Lage in Bern angespannt

Carine Meier
Carine Meier

Zürich,

Der Schulstart steht an – und die Kantone kämpfen um die Lehrer! Zürich bezahlt hohe Löhne, fast alle Stellen sind besetzt. Anderswo ist die Lage prekär.

Lehrer Corona
Lehrer stossen an ihre Grenzen. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Kurz vor Schulstart sind einige Kantone trotz Lehrermangel gut aufgestellt.
  • Anderen fehlen weiterhin mehr als 100 Lehrpersonen.
  • Während die Zürcher aufatmen, bleibt die Lage etwa in Bern angespannt.

Der Schulstart steht bald an. Wie in anderen Jahren haben Schulen auch heuer Schwierigkeiten, genügend ausgebildete Lehrkräfte zu finden. Ein starker Anstieg der Schülerzahlen, viele Pensionierungen der Baby-Boomer-Generation sowie der allgemeine Fachkräftemangel erschweren die Lage zudem.

Nun kommt es sogar zum Personal-Kampf zwischen den verschiedenen Schulen! Beat A. Schwendimann, Geschäftsleitungsmitglied des Dachverbands der Lehrerinnen und Lehrer Schweiz (LCH), ist besorgt: «Es herrscht grosse Konkurrenz. Manche Schulen werben sich sogar gegenseitig die Leute ab.»

Hohe Löhne in Zürich – Stellen fast alle besetzt

Nicht überall kennt man das Personal-Problem. Vor den Sommerferien habe man «mehr oder weniger alle Stellen besetzt», meldet etwa das Erziehungsdepartement des Kantons Basel-Stadt.

Lehrermangel
Sechs Stellen konnten bereits wieder besetzt werden. - dpa

Auch im Kanton Zürich sind nur noch etwas über 40 Stellen offen. «20 Wochen vor Schulstart waren es noch circa 940», so die kantonale Bildungsdirektion.

Damals warnten die Behörden vor dem grossen Lehrermangel. Eine Schule in Küsnacht ZH bot sogar einen «Finderlohn» für neue Angestellte.

Bern und Aargau suchen noch viele Lehrkräfte

Im Kanton Bern, wo weiterhin über 130 Stellen ausgeschrieben sind, ist die Situation noch nicht entschärft. Im Aargau sind es ebenfalls noch 223 Stellen, davon etwa 126 unbefristete. Und auch in Basel gibt man zu: «Es war herausfordernder, die Stellen zu besetzen, als in anderen Jahren.»

Dies liege vor allem an den Lohnunterschieden zwischen den Kantonen. So ist das Gehalt von Lehrpersonen in Zürich im Vergleich hoch, in Zug noch höher. In Bern und dem Aargau wird hingegen weniger gut gezahlt.

«Andere Branchen können zum Beispiel Flüge streichen»

Schwendimann ist klar, dass derzeit viele Branchen mit Personalmangel zu kämpfen haben, nicht nur die Schulen. «Aber andere Unternehmen können Aufträge ablehnen oder Flüge streichen. Man kann nicht einfach eine Klasse streichen», so der Vertreter des LCH gegenüber Nau.ch.

Zwar sei es etwa möglich, Schülerinnen und Schüler auf weniger Klassen zu verteilen. Dies verschlechtere aber die Qualität des Unterrichts und erhöhe die Belastung der Lehrpersonen, so Schwendimann.

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Studierende, die noch in ihrer Ausbildung sind, sollen beim Lehrermangel Abhilfe schaffen. (Symbolbild) - Keystone

Die Schulen kratzen derzeit in allen Ecken und Enden Lehrkräfte zusammen. So werden Lehrpersonen aus der Pension zurückgeholt oder es unterrichten PH-Studenten ohne abgeschlossene Ausbildung. Zudem müssen im Notfall oft Lehrpersonen Fächer oder Stufen übernehmen, für die sie nicht ausgebildet sind.

Kritisch: Auch unausgebildete dürfen jetzt teils unterrichten

Besonders kritisch für Schwendimann ist, dass teilweise sogar völlig unausgebildete Personen eingestellt werden. «Ein Kind hat ein Recht auf eine qualifizierte, ausgebildete Lehrperson», meint er.

Statt nur die Löcher zu stopfen, sollte das Problem laut dem LCH eher an der Wurzel angegangen werden. Schwendimann erklärt: «Es braucht mehr Massnahmen, um die Attraktivität des Berufs zu erhöhen.» Lehrpersonen sollten langfristig hochprozentig arbeiten können, ohne ein Burnout zu erleiden, wie es derzeit oft der Fall ist.

Sind Sie eine Lehrperson?

Das Problem wird sich nämlich in Zukunft noch verschärfen, erklärt Schwendimann: «In den nächsten zehn Jahren kommen etwa 120'000 mehr Kinder ins Schulalter, als bisher.» Dazu braucht es entsprechend mehr Klassenzimmer und Lehrpersonen.

Kommentare

User #6051 (nicht angemeldet)

Heute braucht es 3x mehr Lehrer und erreicht wird knapp die Hälfte. Typisch Sozialindustrie!

User #6051 (nicht angemeldet)

Kein Wunder, theoretisches Geschwurbel und Ineffizienz sind Teil des Sozisystems.

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