Verzweifelte Zürcher Schule zahlt Finderlohn für Personal
Der dramatische Lehrermangel im Land lässt Schulen tief in die Trickkiste greifen. An der Zürcher Goldküste gibt's sogar Finderlohn bei einer Job-Vermittlung.
Das Wichtigste in Kürze
- Der Schweiz fehlen immer mehr Primar-Lehrpersonen, Kindergärtner und Heilpädagogen.
- Auf der Suche nach Personal müssen sich die Schulen darum etwas einfallen lassen.
- In Küsnacht ZH gibt es sogar Finderlohn für Lehrpersonen, die neue Kollegen auftreiben.
Seit Jahren kämpft die Schweiz mit einem immer schlimmer werdenden Lehrermangel. So auch an der Zürcher Goldküste, wo allein in den Bezirken Horgen und Meilen knapp 70 Primarlehrer, Kindergärtner und Heilpädagogen fehlen. Einige Schulen werden darum kreativ.
So zum Beispiel Markus Schefer, Leiter Bildung in Küsnacht, dem aktuell vier Lehrpersonen, eine Kindergartenlehrperson sowie Fachlehrpersonen und Heilpädagogen fehlen. Er hat alle Rektorinnen und Rektoren der Pädagogischen Hochschulen in der Schweiz angeschrieben, um auf seine Situation aufmerksam zu machen.
Und er geht noch weiter: Die Schule hat intern einen Finderlohn für Lehrer angekündigt, die einen neuen Kollegen aus dem Bekanntenkreis rekrutieren können. Das berichtet die «Zürichsee-Zeitung».
Schule wirbt auf Social Media um Personal
Die Schule Itschnach, ebenfalls in Küsnacht, hat zudem einen Film gedreht und ihn in den sozialen Medien verbreitet. Darin wird die Schule vorgestellt in der Hoffnung, so Werbung in eigener Sache machen zu können. Sogar bei pensionierten Lehrkräften wird nachgefragt.
Um die dramatische Situation zu verbessern, hat das Volksschulamt eigentlich ermöglicht, Personen ohne schulische Vorkenntnisse einzustellen. Doch das sei vor allem ein Mehraufwand für die Schulleitungen, sagt Schefer. Nicht ausgebildete Personen müssen besonders zu Beginn eng begleitet werden, was wiederum personelle Ressourcen in Anspruch nimmt.
Schefer ist verzweifelt, denn die Kinder wegschicken kann er nicht: «Für uns gibt es keine Alternativen: Wir müssen die Stellen besetzen.» Doch gleichzeitig will er nicht «irgendjemanden» vor die Klassen stellen. Immerhin habe seine Gemeinde eine der höchsten Gymiquoten der Schweiz. Die Erwartungen der Eltern in der Goldküsten-Gemeinde sind darum gross.
Junge Lehrpersonen schmeissen schnell wieder hin
Ähnlich tönt es wenige Kilometer weiter den Zürichsee hinunter bei Jörg Walser, dem Rektor der Schule Meilen. «Es genügt nicht, sich einfach vor eine Klasse zu stellen und die Kinder zu hüten», sagt er und warnt: «Im Extremfall müssen Schüler per Videokonferenz am Unterricht teilnehmen.»
Die Gründe für den grossen Lehrermangel sehen die Gemeinden in den stark steigenden Kinderzahlen sowie den vielen Pensionierungen. Interessant ist, dass das Volksschulamt zwar eigentlich jedes Jahr genügend neue Lehrpersonen ausbildet, diese jedoch den Job oft schnell wieder hinwerfen.
Walser glaubt, dass das auch mit dem grossen Druck von Seiten der Eltern zusammenhängt. Berufstätige Eltern würden oft Erziehungsaufgaben an die Schule abdelegieren und erwarten, dass der Unterricht entsprechend ausgerichtet ist. Umgekehrt schrieben sich die Eltern die Kompetenz dafür dann aber selber zu.