Linke fordert Ende von Kriegsmaterial-Exporten in Türkei

Brendan Bühler
Brendan Bühler

Bern,

Die Türkei-Offensive in Nordsyrien sorgt für rote Köpfe. Norwegen stellt jegliche Kriegsmaterial-Exporte in die Türkei ein. Eine Schweizer Linke will das auch.

Militäroffensive der Türkei in Nordsyrien
Mitglieder der von der Türkei unterstützten Syrischen Nationalarmee sitzen auf Fahrzeugen. Soldaten versammeln sich bei der türkisch-syrischen Grenze, um das türkische Militär zu stärken. - DPA

Das Wichtigste in Kürze

  • Die Türkei hat in Nordsyrien eine Offensive gestartet.
  • Norwegen hat in der Folge verkündet, keine neuen Anträge für Waffenexporte zu bearbeiten.
  • Schweizer Politiker blasen ins selbe Horn.

Seit Mittwoch läuft in Nordsyrien eine türkische Invasion. Die türkische Armee geht dabei gegen die kurdische Miliz YPG vor, die massgeblich am Kampf gegen den Islamischen Staat beteiligt war. Anlass war der US-Truppenabzug in Syrien. In der Folge verkündete Norwegen, sämtliche neuen Rüstungsexporte in die Türkei zu stoppen.

Es werden keine neuen Anträge bearbeitet, bestehende Bewilligungen werden überprüft. In der Schweiz werden ähnliche Forderungen hervorgebracht. Denn: 2018 hat die Schweiz für insgesamt 95'925 Franken Kriegsmaterial in die Türkei geliefert.

Militäroffensive Türkei Nordsyrien
Dieses von der türkischen Seite der türkisch-syrischen Grenze aus gemachte Foto zeigt Rauchwolken, Ergebnis einer Bombardierung einer Stadt in Syrien durch türkische Streitkräfte. - DPA

Jedoch wurden 2017 härtere Regeln eingeführt, da sich damals die Lage zuspitzte und das Kriterium eines «internen bewaffneten Konflikts seither erfüllt wird». Dies schreibt das Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco).

Ersatzteile werden geliefert

Damit ist die Bewilligung neuer Ausfuhrgesuche grundsätzlich ausgeschlossen. Das Seco: «Möglich bleibt die Lieferung von Ersatzteilen zu bereits geliefertem Kriegsmaterial und von einzelnen Hand- und Faustfeuerwaffen für den Privatgebrauch durch Diplomaten.»

2018 wurden primär Ersatzteile zu Flugabwehrsystemen in die Türkei versendet. Der Zürcher SP-Nationalrätin Priska Seiler Graf stösst dies sauer auf: «Jetzt, nach der Offensive in Nordsyrien, ist das Fass voll.»

Priska Seiler Graf SP
Priska Seiler Graf ist Nationalrätin der SP. - Nau

Die Nationalrätin fordert einen vollen Exportstopp von Kriegsmaterial in die Türkei. Exporte an so ein Land gingen nicht. Seiler Graf: «Die Schweiz trägt so unter anderem einen Reputationsschaden davon.»

Zudem seien solche Exporte nur schwer mit der humanitären Tradition der Schweiz zu verbinden. «Schon alleine der Ausdruck Defensivwaffen, zu dem etwa Flugabwehrsysteme gehören, ist falsch», sagt Seiler Graf.

Anfrage im Parlament geplant

Es gebe nur Waffen, keine «Defensivwaffen». Würden die Exporte wegfallen, sei dies für die Schweizer Wirtschaft zu verkraften. «In der nächsten Session werde ich, sofern ich wieder gewählt werde, eine Anfrage dazu einreichen», sagt Seiler Graf.

Wenig überraschend ist die Parlamentarierin Teil der Korrektur-Initiative. Die Initiative, getragen von einer breiten Allianz, fordert strenge Ausfuhrbestimmungen für Waffenexporte.

BDP Martin Landolt
Martin Landolt, Parteipräsident der Bürgerlich-Demokratischen Partei Schweiz und Nationalrat, porträtiert vor einem Hintergrund in der dominierenden Parteifarbe der BDP. - Keystone

Teil des Komitees ist auch BDP-Präsident und Nationalrat Martin Landolt. Er äussert sich weniger drastisch als Seiler Graf, aber: «Auch die Schweiz sollte über die Bücher und sich die Frage stellen, ob ein Verzicht von Rüstungsexporten bis auf Weiteres der unsicheren Lage nicht am besten Rechnung tragen würde.»

Korrektur-Initiative soll Lösung sein

Jedoch sei eine Einschätzung aufgrund der unübersichtlichen Lage noch schwerer geworden, als sie vorher war. «Wenn die Kriterien angewendet würden, welche die Korrektur-Initiative fordert, wäre die Antwort klar: Kein Export in Länder, welche die Menschenrechte verletzen», sagt Landolt.

Er sei grundsätzlich nicht gegen Waffenexporte, es brauche aber klare Kriterien, um der «humanitären Tradition» Rechnung zu tragen, und die nicht im Gegensatz zu den asylpolitischen Anstrengungen der Schweiz stünden.

Laut der UNO wurden durch den neuen Konflikt innert 48 Stunden 70'000 Menschen vertrieben. Laut dem türkischen Aussenministerium wurden 228 «Terroristen» seit Beginn der Offensive getötet.

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