Kanton Bern verschärft die Corona-Regeln

Die Regierung des Kanton Berns hat die Massnahmen im Kampf gegen das Coronavirus drastisch verschärft. Erstmals gibt es eine Maskenpflicht auch draussen.

Das Wichtigste in Kürze

  • Heute ist der Tag der Verschärfungen: Nach zahlreichen Kantonen im Westen folgt auch Bern.
  • Die Regierung informiert live über die neuen Massnahmen im Kanton.
  • Schon letzte Woche ergriff Bern drastische Massnahmen.

Der Kanton Bern hat an einer Pressekonferenz heute Freitag die Massnahmen im Kampf gegen das Coronavirus verschärft. Die meisten öffentlichen Einrichtungen sind ab Mitternacht geschlossen. Die Maskenpflicht wurde im öffentlichen Raum ausgeweitet.

Die wichtigsten Entscheidungen im Überblick

- Der Kanton Bern verschärft seine Massnahmen im Kampf gegen das Coronavirus. Ziel der Regierung sei es, die Kontakte innerhalb der Bevölkerung deutlich zu reduzieren, sagte Regierungspräsident Pierre Alain Schnegg.

- Veranstaltungen von mehr als 15 Personen sind ab Freitag Mitternacht verboten. Ausgenommen sind Events im Familien- und Freundeskreis, welche bereits für dieses Wochenende geplant waren. Das betrifft auch Messen. Der aktuell stattfindende Suisse Caravan Salon auf dem Expo-Gelände muss abgebrochen werden.

Um vorzeitig aus einem Fitness-Vertrag zu kommen, reicht eine pauschale Angabe von «gesundheitlichen Gründen» nicht aus. Foto: Britta Pedersen/zb/dpa
Um vorzeitig aus einem Fitness-Vertrag zu kommen, reicht eine pauschale Angabe von «gesundheitlichen Gründen» nicht aus. Foto: Britta Pedersen/zb/dpa - dpa-infocom GmbH

- Öffentlich zugängliche Einrichtungen wie Fitness- und Sportcenter, Museen und Kinos sind ab sofort geschlossen. Wettkämpfe und Trainings im Breitensport sind abgesagt. Zuschauer sind bei den Profis nicht mehr zugelassen. Gotteshäuser bleiben offen, Beerdigungen erlaubt. Allerdings herrscht eine Maskenpflicht.

- In der Gastronomie herrscht eine Sperrstunde von 23 Uhr bis 6 Uhr. Zudem dürfen in Restaurants neu nicht mehr als 4 Personen an einem Tisch sitzen, bis zu einem Maximum von 100 Leuten pro Betrieb. Diese Regelung gilt ab Montag. Bars und Clubs werden geschlossen.

- Die Maskenpflicht wird ausgeweitet. Unter Lauben in der Innenstadt und vor öffentlichen Gebäuden muss ein Mundschutz getragen werden.

Protokoll der Pressekonferenz

17:03 Die Pressekonferenz ist beendet.

17:00 Die bereits laufende Caravan-Messe darf weiter gehen. Für den Berner Märit vom Samstag gelten die beschlossenen Massnahmen.

16:52 Der Regierungsrat hob hervor, dass die sechs Berner Sportclubs ihre Schutzkonzepte gut umgesetzt habe. Sie hätten mit den Verschärfungen nichts zu tun. Man wolle mit einem runden Tisch einen gemeinsamen Weg finden. Der erste sei für nächste Woche geplant.

16:51 Regierungsrat Philippe Müller übernimmt das Wort und geht weiter auf den Sport ein: Wettkämpfe und Trainings in den unteren Ligen sind verboten. Auch Zuschauer im Profisport seien grundsätzlich nicht mehr erlaubt. Einzelsportarten mit engem Körperkontakt wie Tanzen oder Boxen sind ebenfalls betroffen.

Eine Maskenpflicht gelte neu auch unter Lauben und unter Überdachungen von öffentlichen Gebäuden.

16:48 Ammann betont erneut, dass nur ein konsequentes Umsetzen der Massnahmen helfen wird. Der Regierung sei bewusst, dass man den betroffenen Betrieben viel auferlege. Es sei aber der einzige Weg, die Situation in den Griff zu bekommen.

16:44 Kirchen dürfen weiter geöffnet bleiben, auch Beerdigungen sind weiterhin erlaubt. Es herrscht aber Maskenpflicht

16:42 Auch Messen werden verboten. Veranstaltungen im Familien- und Freundeskreis, für die bereits Verpflichtungen eingegangen wurden, dürfen am Wochenende noch mit mehr als 15 Personen durchgeführt werden.

16:39 Bars, Clubs werden geschlossen. Restaurants müssen zwischen 23 Uhr und 6 Uhr geschlossen bleiben, es gilt ab Montag eine Sitzplatz- und Maskenpflicht. Pro Tisch dürfen neu nicht mehr als 4 Personen sitzen, ausser alle Personen leben im selben Haushalt. Ausserdem müssen Museen, Kinos, Sport- und Fitnesszentren ebenfalls schliessen. Diese Regelungen gelten ab Freitag um Mitternacht.

16:38 Die aktuelle Situation erfordere starke, einschränkende Massnahmen, und das sofort, sagt Christoph Ammann, Wirtschafts-, Energie- und Umweltdirektor.

16:35 153 Corona-Patienten werden aktuell in Berner Spitälern gepflegt. Die Hospitalisierungen hätten sich mehr als verdoppelt in der letzten Woche.

16:33 Die bisherigen Entscheidungen hätten der Wirtschaft weh getan, sei man sich bewusst. Die Regierung sei aber überzeugt, die richtige Entscheidung getroffen zu haben. Die Entwicklung der letzten drei Tage sei in Bern besorgniserregend, so Schnegg. Der Anstieg sei sehr stark und nicht mehr mit der Situation im März vergleichbar.

16:30 Regierungspräsident Pierre Alain Schnegg eröffnet die Pressekonferenz. Die Zahlen würden eine klare Sprache sprechen. Die zweite Welle schwappe über die Schweiz und Bern, höher und stärker, als man erwartet habe.

Donnerstag: Bern vermeldet 552 neue Fälle

Bern steht im schweizerischen Vergleich in den Top fünf der Kantone mit den meisten Neuinfektionen pro Woche. Die 7-Tages-Inzidenz hält sich aber im Vergleich mit den «Spitzenreitern» in Grenzen: Bern hatte zwischen letzten Freitag und gestern eine Inzidenz von rund 250, während zum Beispiel der Wallis über 750 aufwies.

Coronavirus
Die kantonalen Neuinfektionen mit dem Coronavirus der letzten drei Wochen. - Nau

Erste Reaktionen auf die Regierungsratsentscheide fielen positiv aus. Die FDP Bern lobt die Konsequenz, fordert aber gleichzeitig, dass für besonders betroffene Unternehmen Verantwortung übernommen wird.

Ein erstes solches Opfer ist der aktuell stattfindende Caravan-Salon auf dem Berner Expo-Gelände. In einer Medienmitteilung klagt die BERNEXPO darüber, dass sie die Veranstaltung nach zwei erfolgreichen Tagen plötzlich unerwartet abbrechen muss. Es sei «absolut nicht nachvollziehbar», dass eine laufende Messe mit einem bewilligten Schutzkonzept so gestoppt werde. Die ersten beiden Tage seien «absolut ohne Risiko für die Anwesenden trotz Corona» durchgeführt worden.

Béatrice Métraux
Die Waadtländer Regierung verschärft die Corona-Massnahmen: Im Bild die Staatsrätinnen Rebecca Ruiz (SP), Nuria Gorrite (SP) und Béatrice Métraux (Grüne), (von links). - Keystone

Heute Freitag ergriffen die Waadt, Jura, Neuenburg und Freiburg ähnliche Massnahmen. Nächsten Mittwoch sollen weitere Regeln vom Bundesrat folgen. Bis dann warten Kantone wie Zürich oder Uri, um ihre Massnahmen zu verschärfen.

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