Luzerner Beauty-Doc: Meiste Kunden «sehen schon gut aus»
In der Schweiz boomen Schönheits-Eingriffe. Dabei hätten es viele wohl gar nicht nötig. Ein Arzt sagt, die meisten seiner Kunden sehen schon vorher gut aus.
Das Wichtigste in Kürze
- In der Schweiz werden zahlreiche Beauty-Eingriffe durchgeführt.
- Laut einem Luzerner Arzt sähen die meisten Kunden bereits «überdurchschnittlich gut aus».
- Sie würden sich aber oft trotzdem nicht wohl fühlen.
Der Schönheitsdruck in unserer Gesellschaft ist enorm. Selbstoptimierung ist der neue Trend.
In Hollywood, Reality-TV-Sendungen und den sozialen Medien werden Beauty-Standards gesetzt, die kaum erreichbar sind.
Der vermeintliche Ausweg: Schönheitsoperationen.
Die Stars machen's vor: Die Kardashians, Beyoncé oder auch Helene Fischer – sie alle haben schon was machen lassen. Und auch Männer sind nicht vom Druck der Gesellschaft ausgeschlossen.
Schönheitseingriffe
Dabei sind die Kunden der Schönheitskliniken offenbar meist Personen, die einen Eingriff rein objektiv betrachtet gar nicht nötig hätten.
Beauty-Doc Jürg Häcki, Gründer der Lucerne Clinic, stellt in einer SRF-Doku fest: «Die meisten Leute, die zu uns kommen, sehen bereits überdurchschnittlich gut aus.»
Denn: Ihnen sei das Aussehen eben sehr wichtig.
Und tatsächlich: Ex-Bachelorette-Kandidat Peter, der bereits mehrere Schönheitseingriffe hatte, erzählt: «Ich lege sehr viel Wert auf mein Äusseres – kleines Beispiel: Beim Coiffeur bin ich zweimal pro Woche.»
Wieso werden Schönheitseingriffe gemacht?
Allerdings sei der Beweggrund für einen Eingriff auch nicht unbedingt, schön auszusehen, erklärt Häcki. «Die Leute kommen, weil sie sich nicht wohlfühlen in ihrem Körper. Sie wollen mehr Selbstwertgefühl haben.»
Etwas, was in der Doku insbesondere die befragten Frauen bestätigen.
«Mein Wohlbefinden ist einfach nicht mehr das, was es mal war», so Eva, die eine Brustvergrösserung plant.
Eliane mit dem gleichen Wunsch sagt: «Ich möchte mich wieder sexy fühlen können.»
Oftmals geht es offenbar auch darum, früheres Aussehen zu rekonstruieren. Etwa, wenn nach einer Schwangerschaft die Brüste kleiner und schlaffer wurden. Oder auch bei Falten und Augenringen aufgrund von Stress.
Druck aus der Arbeitswelt
Model Estelle unterstreicht Häckis Aussage zur bereits attraktiven Kundschaft.
Sie erklärt, dass sich Models mittlerweile häufig etwas machen lassen würden. Von Fotografen oder Agenturen würde man in der Branche immer wieder zu Eingriffen angestossen.
«Und dann denkt man natürlich: ‹Ok, komm, dann mache ich das doch und erhalte vielleicht mehr Aufträge›», so das Model.
Und auch Peter glaubt, dass ihm ein gutes Aussehen in der Berufswelt entgegenkommt. «Dann kannst du viel besser Dinge verkaufen.»
«Heute ist es möglich»
Der Wahn um das perfekte Gesicht und den besten Körper hat also schon längst auch die Schweiz erreicht. In der Lucerne Clinic werden jährlich weit über 1000 Schönheitseingriffe durchgeführt.
«Heute sind so Sachen möglich. Darum kann man es machen», sagt Ärztin Colette Camenisch in der Doku. Ob es richtig sei oder nicht, sei schwierig zu beantworten.