Luzerner Gewerkschaften und Detaillisten gegen längere Ladenöffnung
Ein Pilotprojekt in Luzern soll eine Touristenzone mit längeren Ladenöffnungszeiten testen. Die Gewerkschaften und der Detaillistenverband gehen dagegen vor.
Das Wichtigste in Kürze
- Der Luzerner Stadtrat will in einem Pilotprojekt eine Tourismuszone testen.
- Dort sollen längere Ladenöffnungszeiten und der Verkauf am Sonntag möglich sein.
- Die Gewerkschaften und der Detaillistenverband wollen juristisch dagegen vorgehen.
Der Kanton Luzern ist bekannt für die schweizweit kürzesten Ladenöffnungszeiten. So mancher Tourist, der Luzern besucht, ist wohl aber erstaunt, wenn die Einkaufsläden werkstags bereits um 18.30 Uhr und am Wochenende um 16 Uhr die Schotten dicht machen.
Der Stadtrat will dies nun ändern. In einem Pilotversuch sollen längere Ladenöffnungszeiten in der Luzerner Altstadt getestet werden. So ist man bei der Stadt überzeugt, dass längere Ladenöffnungszeiten auch die Umsätze der Detaillisten ankurbeln werden. Damit will man besonders den Touristen entgegenkommen. Läden in der «Touristenzone» sollen dann unter der Woche bis 22.30 Uhr und sonntags bis 20 Uhr geöffnet haben.
Nein zum Gesetzesbruch
«Dies widerspricht dem mehrfach geäusserten Volkswillen und dem kantonalen Ruhetags- und Ladenschlussgesetz», äussern sich nun der Luzerner Gewerkschaftsbund, der Detaillistenverband des Kantons sowie die Gewerkschaft Unia in einer gemeinsamen Medienmitteilung. Man akzeptiere den Gesetzesbruch nicht und werde ihn mit juristischen Mitteln verhindern.
Bereits mehrere Male hatte sich die Luzerner Bevölkerung gegen eine Liberalisierung des kantonalen Ruhetags- und Ladenschlussgesetztes ausgesprochen. Darum wittern die Sozialpartner des Detailhandels im geplanten Pilotversuch einen Gesetzesbruch
Dies sei gegen den Willen des Volkes. «Die Stadt Luzern hätte auf einen Schlag schweizweit die längsten Öffnungszeiten», echauffiert sich Unia-Regionalleiter Giuseppe Reo. Die geplante Tourismuszone hätte gravierende Auswirkungen auf Läden und Personal. Abend- und Sonntagsarbeit würden zur Regel.
Zudem würde die Tourismuszone neue Ungleichheit schaffen und den Wettbewerb verzerren. «Gerade kleine lokale Läden hätten es mit der Tourismuszone noch schwieriger als heute», ist Heinz Bossert vom Detaillistenverband überzeugt. Längere Öffnungszeiten und höhere Mietzinsen führten zur Zerstörung gewachsener Strukturen und zur Verdrängung der Klein- und Familienbetriebe.
Viele Leute möchten abends einkaufen
Anders sieht dies Jürg Stettler, Leiter des Instituts für Tourismuswirtschaft der Hochschule Luzern. Für ihn ist der Online-Handel eine immer grösser werdende Konkurrenz. Deshalb sei wichtig, «dass die Einkaufsmöglichkeiten im stationären Handel flexibler werden.»
Hinzu komme, dass sich das Konsumverhalten geändert habe: «Es gibt viele Leute, welche am Abend gerne einkaufen würden», ist sich Stettler sicher. Gleichzeitig sei die Gesellschaft in puncto Arbeitszeiten im Umbruch.
Ob es zum Pilotversuch kommt, wird der Stadtrat im November entscheiden.