Luzerner Spital verschickt Demenz-Diagnose via App
Das Luzerner Kantonsspital informiert eine 75-jährige Patientin per App über ihre Demenz-Diagnose. Gemäss dem Spital geht es um einen menschlichen Fehler.
Das Wichtigste in Kürze
- Eine Patientin des Luzerner Kantonsspitals erhält eine Demenz-Diagnose per App.
- Erst sieben Wochen später kann sie mit einem Arzt darüber sprechen.
- Das Spital bedauert den Vorfall. Das Timing habe nicht reibungslos funktioniert.
«Leide ich an Demenz?» Auf diese Frage liefert Dr. Google 4,1 Millionen Antworten in 0,41 Sekunden. Beachtlich, aber wenig hilfreich.
Echte Ärztinnen und Ärzte können da besser weiterhelfen – oder könnten. Am Luzerner Kantonsspital (Luks) bekam eine Patientin die lebensverändernde Diagnose Demenz per App zugestellt.
Es geht um den Fall einer 75-jährigen Frau. Sie bekam laut «Luzerner Zeitung» folgende Nachricht in ihre «MeinLuks»-App gespült: «Dringender Verdacht auf demenzielle Erkrankung.»
Eine Ärztin oder ein Arzt hat sich zu diesem Zeitpunkt nicht bei der Patientin gemeldet. Ein Gespräch mit einem Mediziner fand laut einer Verwandten erst sieben Wochen danach statt.
«In dieser Zeit haben wir uns grosse Sorgen gemacht. Manche von uns haben nach den Begriffen gegoogelt, was alles noch schlimmer gemacht hat.» Und weiter: «Das geht gar nicht!»
Offenbar ist es nicht der einzige Fall, denn die «Luzerner Zeitung» weiss um weitere Vorfälle dieser Art. Dabei ging es etwa um ein Blutbild oder um Krebs. Was ist da los im Luzerner Kantonsspital? Gibt's die Diagnose nur noch per App?
Fehler liegt bei behandelnder Ärztin oder Arzt
Grundsätzlich gilt: Die «MeinLuks»-App ist freiwillig. Über sie können etwa Termine verwaltet oder Testergebnisse eingesehen werden.
Fälle wie jenen der 75-jährigen Frau bezeichnet der Leitende Arzt Infektiologie und Spitalhygiene Beat Sonderegger als «Einzelfälle». «Wir bedauern, dass hier das Timing insbesondere bei so heiklen Informationen nicht reibungslos funktioniert hat.»
Sonderegger erklärt, wie das Klinikinformationssystem des Spitals funktioniert. Befunde, Laborergebnisse oder Schreiben an Hausärzte würden den Patientinnen und Patienten aus Gründen der Transparenz freigegeben, allerdings verzögert. Bei heiklen Informationen sei die Zeitspanne nochmals grösser.
In der Zwischenzeit soll die behandelnde Ärztin oder Arzt dann den betroffenen Patienten informieren. Und genau hier liegt das Problem: «Leider ist dies in den eingangs beschriebenen Fällen nicht passiert», sagt Sonderegger.
Nau.ch hat bei einigen anderen Kantonsspitälern nachgehakt, ob es in der Vergangenheit zu ähnlichen Vorfällen gekommen sei. Die Kantonsspitäler Graubünden und Baden AG antworten, dass bei ihnen Diagnosen oder Befunde im Rahmen von ärztlichen Sprechstunden diskutiert würden.
Vom Unispital Zürich und dem Kantonsspital Aarau heisst es, man setze keinerlei solche Apps ein. Aarau plant allerdings, Dokumente künftig nach Wunsch im Patientenportal zur Verfügung zu stellen. Dies allerdings erst nach einer Besprechung mit der behandelnden Ärztin oder dem Arzt.