Mädchen konsumieren immer mehr Pornografie, Jungen immer weniger
Immer mehr Mädchen konsumieren digitale Pornos. Dies zeigt eine Befragung der ZHAW. Womit hängt diese Entwicklung zusammen?
Das Wichtigste in Kürze
- In zehn Jahren erhöhte sich der Anteil an Mädchen, die Pornos konsumieren, um elf Prozent.
- Rund 1000 Jugendliche im Alter von zwölf bis 19 Jahren wurden von der ZHAW befragt.
- Offenbar reagiert die Pornoindustrie auf Trends und Vorlieben wie «female friendly» Filme.
Der digitale Konsum von Pornografie zwischen Mädchen und Jungen gleicht sich immer mehr an. Das geht aus einer Befragung von rund 1000 Jugendlichen in der Schweiz zwischen 12 und 19 Jahren hervor. Diese wird im Rahmen der «James»-Studie von der ZHAW und Swisscom alle zwei Jahre durchgeführt. Demnach konsumieren immer mehr Mädchen industriell hergestellte Pornografie.
Der Anteil erhöhte sich zwischen den Jahren 2010 und 2020 von 16 auf 27 Prozent. Bei Jungen hingegen ist ein rückläufiger Trend zu beobachten: Konsumierten im Jahr 2010 noch 73 Prozent Pornografie, waren es zehn Jahre später noch 57 Prozent.
Pornoindustrie produziert mehr «female friendly» Filme
«Wir gehen davon aus, dass Konsumpräferenzen immer weniger mit Geschlechterrollen, sondern mehr mit persönlichen Vorlieben zusammenhängen.» So liess sich Co-Studienleiter Gregor Waller von der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW) in einer Mitteilung vom Dienstag zitieren.
Die Pornoindustrie reagiert auf diese Trends und produziert denn auch immer mehr sogenannte «female friendly» Filme. Darin werden weniger Stereotype von Frau und Mann gezeigt, wie es in der Mitteilung heisst. Zudem zeigte sich, dass auch der Einsatz von selbst produziertem, erotischem Bildmaterial bei Mädchen enttabuisiert wird.
Soziale Medien beeinflussen das Verhalten von Jugendlichen stark
Wenig erstaunlich – bei immer mehr Jugendlichen ist das Smartphone ein ständiger Begleiter. Nutzten 2010 noch knapp die Hälfte das Smartphone täglich oder mehrmals die Woche, waren es 2020 praktisch alle (99 Prozent).
Über Messenger-Dienste und soziale Medien tauschen sich die Jugendlichen rege aus. Dies bringt laut den ZHAW-Medienpsychologen aber auch eine negative Seite mit sich: die ständige Erreichbarkeit, der nie aufhörende Kommunikationsfluss sowie ein fortlaufender Dokumentationszwang des eigenen Lebens durch Fotos und Videos. So bräuchten Jugendliche neue Kompetenzen, um die stärkere Vernetzung in der digitalen Welt gewinnbringend in das eigene Leben zu integrieren.
Beim Sport und bei der Verfügbarkeit von Zeitungs- und Zeitschriften-Abos zeigt sich eine sozioökonomische Kluft. Bei der Nutzung von sozialen Netzwerken ist diese nicht sichtbar: Weil es finanziell nichts kostet, ein Profil bei Instagram oder TikTok zu erstellen, spielt Geld keine Rolle. Bezahlt werde mit persönlichen Daten, die in allen sozialen Schichten verfügbar seien, so die Experten.