Man sollte Kinder laut Psychologe an Beerdigung mitnehmen

Brendan Bühler
Brendan Bühler

Zürich,

In Basel wurde ein siebenjähriger Bub erstochen. Der bekannte Jugendpsychologe Alain Guggenbühl rät, die Tat zu thematisieren.

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Grabkerzen am Tatort in Basel. Die mutmassliche Täterin kommt in U-Haft. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Gestern Donnerstag wurde in Basel ein siebenjähriger Bub erstochen.
  • Man sollte die Klassenkameraden an die Beerdigung bringen, sagt ein Psychologe.

Gestern Donnerstag wurde ein siebenjähriger Bub in Basel erstochen. Eine 75-jährige Frau ist mutmasslich die Täterin. Sie befindet sich in Polizeigewahrsam. Die Tat spielte sich nahe einer Primarschule ab, die das Opfer besucht hatte.

Wie wirkt sich ein solch schreckliche Tat auf die Klassenkameraden aus? Zwar haben sie nichts davon gesehen, doch einer ihrer Freunde fehlt nun plötzlich. Allan Guggenbühl, Jugendpsychologe, rät zur Thematisierung.

Rituale sind wichtig

«Oft werden Kinder nicht an Beerdigungen mitgenommen», sagt Guggenbühl. Doch genau dies sei falsch. Der Mensch – und Kinder – bräuchten Rituale. «Beerdigungen sind unser Ritual zum Abschiednehmen», so der Psychologe.

Jugendpsychologe Allan Guggenbühl.
Der Zürcher Jugendpsychologe Allan Guggenbühl. - zVg

Man müsse es unbedingt thematisieren. Dazu sollte man ausserdem in der Sprache der Kinder ausdrücken, was geschehen ist. Dagegen rät Guggenbühl davon ab, wochenlang Kerzen brennen zu lassen. Dies sei zuviel.

Kinder reagieren in solchen Momenten ganz unterschiedlich, wie der ehemalige Lehrer erzählt. Dass die Klassenkameraden traumatisiert würden, hält er für unwahrscheinlich.

Basel Mord 7-jähriger Bub
Ein Blumenstrauss erinnert an die schreckliche Tat. - Keystone

«Kinder können den Tod nicht genau erfassen», so Guggenbühl. Zwar würde plötzlich jemand fehlen, doch dies sei zu abstrakt für die Kleinen. Dass heisse aber nicht, dass sie nichts merken würden.

Kinder nehmen Emotionen auf

«Kinder nehmen die Emotionen aus ihrer Umwelt auf.» Und reagierten ganz unterschiedlich darauf. Manche Kinder müssten plötzlich lachen. Stirbt aber tragischerweise eine konkrete Bezugsperson, dann ist der Fall ganz anders.

Guggenbühl: «Kinder führen dann einen inneren Dialog mit der verstorbenen Bezugsperson.» Somit sei die Person nicht wirklich weg. Doch dafür muss laut dem 66-Jährigen eine sehr tiefe Bindung bestehen.

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Peter Gill von der Staatsanwaltschaft BS erklärt, er habe noch nie zuvor eine solche Tat gesehen. - Nau

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