Maskenpflicht verschärft finanzielle Not
Für Menschen mit kleinem Budget geht die Maskenpflicht ins Geld. Die Caritas verteilt Gratis-Masken, fordert aber Handlung von Bund und Kantonen.
Das Wichtigste in Kürze
- Die ÖV-Maskenpflicht kostet Familien mit niedrigem Einkommen viel Geld.
- Hilfsorganisation wie die Caritas reagieren und geben Gratis-Masken aus.
- Eine Lösung von Bund und Kantonen sei gefordert, sagt die Caritas.
Seit Montag gilt im öffentlichen Verkehr Maskenpflicht. Das stellt Personen mit niedrigem Einkommen vor ein neues Problem: ein Finanzielles.
Je nach Detailhändler kostet eine Hygienemaske pro Stück zwischen 72 und 80 Rappen. Für den Arbeitsweg im ÖV braucht eine einzelne Person mindestens zwei Masken pro Tag. Die Denkfabrik Avenir Suisse rechnet vor: Für einen einzelnen Pendler kostet das 33.52 Franken im Monat.
Maskenpflicht im ÖV - Eine grobe Schätzung der Kosten
— Jürg Müller (@muellerjuerg) July 1, 2020
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Kosten überschätzt: Homeoffice/-schooling und wiederverwertbare Masken pro Fahrt günstiger.
Kosten unterschätzt: Freizeitverkehr nicht berücksichtigt und BFS Zahlen drei Jahre alt.
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Für Menschen mit knappem Budget ist das eine saftige Summe. Stefan Gribi, Sprecher der Caritas Schweiz, sagt auf Anfrage von Nau.ch: «Das ist für Leute mit wenig Geld ein Kostenpunkt, der zusätzlich belastet.» Insofern sei es ein Problem für Leute in einer finanziellen Notlage.
Gratis-Masken in Caritas-Märkten
Die Caritas verteilt deshalb in den Caritas-Märkten Gratis-Masken. Ein Kunde kann höchstens eine Maske mitnehmen. Bisher hat die Hilfsorganisation 10'000 Masken erhalten. Weitere Spenden werden erwartet.
Das Schweizerische Rote Kreuz (SRK) hält eine gezielte Abgabe von Gratis-Masken ebenfalls für sinnvoll. Das schreibt Sprecherin Sabine Zeilinger auf Anfrage. «Es sollte auch für Menschen in finanzieller Not möglich sein, die öffentlichen Verkehrsmittel mit einer Schutzmaske geschützt zu benützen.»
Auch die Schweizerische Konferenz für Sozialhilfe (Skos) empfahl diese Woche Städten und Gemeinden, Masken kostenlos an Sozialhilfeempfänger abzugeben. Einzelne Gemeinden, wie etwa im Kanton Zürich, kommen dieser Forderung bereits nach.
Bund und Kantone sollen Lösungen bieten
Caritas-Sprecher Gribi pocht jedoch auch auf Handlung vonseiten der Politik. «Die Caritas kann den Bedarf nicht alleine abdecken. Insofern sind die Behörden von Bund und Kantonen in der Pflicht, sich Lösungen zu überlegen.»
Mögliche Lösungen seien Subventionen, um die Masken günstiger erhältlich zu machen, oder Gratis-Abgabe über die Sozialdienste. Forderungen nach Gratis-Masken sind beim Bund bisher nicht auf offene Ohren gestossen.
Einzelne Kantone in der Westschweiz haben sich dem Thema bereits angenommen, wie SRF berichtet. Im Jura sollen etwa all jene Gratis-Masken erhalten, die Anspruch auf Prämienverbilligung bei der Krankenkasse haben. In Genf verkauft der Kanton selber verbilligte Masken für 50 Rappen pro Stück. Hilfsorganisationen verteilen Gratis-Masken an Bedürftige.