Massentests sind bei Grossfirmen selten

Keystone-SDA
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Zürich,

Mit Homeoffice und Schutzmassnahmen sollen Ansteckungen mit dem Coronavirus am Arbeitsplatz verhindert werden. Einige Unternehmen gehen aber noch einen Schritt weiter: Sie setzen zusätzlich auf Tests für ihre Mitarbeitenden. Doch der Nutzen solcher grossflächiger Tests ist unter Firmen umstritten.

Coronavirus
Eine Frau lässt sich auf das Coronavirus testen. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Ein Vorreiter in Sachen Testen ist die Rückversicherungsgesellschaft Swiss Re, die ihren rund 3500 Mitarbeitenden in der Schweiz laut Sprecherin Brigitte Meier bereits vergangenen Mai und Juni die Möglichkeit bot, sich freiwillig testen zu lassen.

Auch der Lebensmittelkonzern Nestlé setzt auf Tests: Seit Herbst 2020 können sich die rund 8500 Mitarbeitenden in der Schweiz an den Unternehmensstandorten freiwillig und anonym testen lassen, wie Sprecherin Juliette Montavon sagt.

Und erst vergangenen Donnerstag hat die Grossbank Credit Suisse für Mitarbeitende, die ihre Arbeit nicht von zuhause aus verrichten können, ein Programm mit PCR-Tests gestartet. «Berechtigte Mitarbeitende können pro Woche maximal ein Test-Kit für den persönlichen Gebrauch am zugeteilten Arbeitsort beziehen», so Unternehmenssprecher Ronnie Petermann gegenüber AWP. Das betrifft etwa 2400 Mitarbeitende, die restlichen 85 Prozent des 16'000-kopf-starken Unternehmens arbeiten aktuell im Homeoffice.

Beim Versicherungsunternehmen Zurich Insurance können sich die Mitarbeitenden an zwei Tagen die Woche gratis testen lassen. Die Tests seien allerdings nur für Mitarbeitende ohne Symptome gedacht, sagt eine Sprecherin. Mitarbeitende mit Symptomen müssen weiterhin eine offizielle Teststelle besuchen.

Der Pharmazulieferer Lonza testet seine Mitarbeitenden ausschliesslich am Standort Visp, wo die Mitarbeitenden unter anderem Corona-Impfstoffe für Moderna herstellen. Laut Sprecherin Camilla Moorhead werden auch Mitarbeitende mit Symptomen getestet: Bei Symptomen kommt ein PCR-Test zum Einsatz, Mitarbeitenden ohne Symptome stellt die Firma freiwillige Antigen-Schnelltests zur Verfügung.

Auf Anreize, damit sich Mitarbeitende freiwillig testen lassen, verzichten alle angefragten Firmen. Stattdessen pochen sie auf die Eigenverantwortung ihres Personals und darauf, dass die BAG-Regeln trotz der Tests weiterhin gelten.

Manche setzen zudem vereinzelte Tests ein. Das Pharmaunternehmen Roche mit 14'500 Vollzeitstellen in der Schweiz zum Beispiel: «Aktuell bietet unser medizinischer Dienst geschäftskritischen Mitarbeitenden die Möglichkeit, sich gratis mit einem Antigen-Schnelltest zu testen», sagt Sprecherin Nina Mählitz. Dieses Angebot könne genutzt werden, wenn Symptome auftreten oder Mitarbeitende mit infizierten Kollegen am Standort in Kontakt gekommen seien.

Vereinzelte Tests bietet auch der Industriekonzern ABB. Beim dessen externem Partner IFA (Institut für Arbeitsmedizin) können sich Mitarbeitende freiwillig testen, um schnell Klarheit über eine Ansteckung zu bekommen.

Mehrheitlich testen Schweizer Unternehmen ihre Mitarbeitenden aber nicht. Die Belegschaft in die Räumlichkeiten zu holen, um sie dort zu testen, sei aus Gründen der Ansteckungsgefahr eher kontraproduktiv, sagen viele Arbeitgeber. Beim Telecom-Riesen Swisscom beispielsweise sind 85 Prozent der rund 16'000 Mitarbeitenden im Homeoffice, wie Sprecherin Sabrina Hubacher sagt. «Generelle Massentests in unseren Gebäuden sind daher nicht sinnvoll», sagt sie.

Ähnlich klingt es auch bei der Versicherungsgesellschaft Axa, die rund 7300 Mitarbeitende, darunter auch 2800 in Aussenagenturen, beschäftigt. 90 Prozent der Belegschaft leisten laut Sprecherin Christina Ratmoko derzeit ihre Arbeit von zuhause aus. «Solange die Homeoffice-Pflicht gilt und die Belegungszahlen vor Ort weiterhin so niedrig sind, erachten wir Massentests bei unserer Belegschaft nicht als zielführende Massnahme», sagt sie.

Aber nicht alle Firmen können ihre Mitarbeitenden so zahlreich ins Homeoffice schicken wie die Swisscom oder die Axa. Bei der Migros, mit etwa 100'000 Angestellten in der Schweiz die grösste Arbeitgeberin, arbeitet gerade einmal ein Viertel der Belegschaft von zuhause aus. Der Rest ist im Verkauf, in der Logistik oder in anderen Bereichen tätig, in denen man vor Ort sein muss. Dennoch verzichtet die Migros auf das Testen von Angestellten, wie Sprecher Marcel Schlatter sagt: «Wir verfügen bereits über sehr gute und bewährte Schutzkonzepte.»

Beim Pharma-Giganten Novartis werden die rund 11'900 Mitarbeitenden ebenfalls nicht getestet. «Massentests am Arbeitsplatz würden keine zusätzliche Sicherheit bringen», sagt Sprecherin Anna Schäfers. Ihr zufolge wären solche Tests unter Umständen sogar kontraproduktiv: «Sie könnten den Mitarbeitenden ein falsches Sicherheitsgefühl vermitteln und sie zur Nachlässigkeit verführen», so Schäfers. Denn auch ein negatives Resultat schliesse eine Infektion nicht aus.

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