Matterhorn Sperre: Bergführerverband findet Idee «lächerlich»
Nach dem tödlichen Unglück vor zwei Wochen am Matterhorn wurde die Forderung nach der Sperrung des Berges laut. Der Bergführerverband will davon nichts wissen.
Das Wichtigste in Kürze
- Sechs Personen kamen dieses Jahr am Matterhorn bereits ums Leben.
- Forscher vermuten den Grund für die vielen Unglücke im Temperaturanstieg.
- Deshalb wurde in den vergangenen Tagen die Forderung nach einer Sperrung des Berges laut.
Vor zwei Wochen stürzten am Matterhorn ein Bergführer und sein Gast in den Tod. Erste Erkenntnisse zeigen: Ein abgebrochener Fels hatte ein Fixseil mitgerissen. In diesem Jahr haben bereits sechs Bergsteiger am Matterhorn ihr Leben verloren.
Genug – finden routinierte Bergführer. Das Matterhorn sei zu instabil und deshalb zu gefährlich, um als Touristenattraktion herzuhalten. Gegenüber der «SonntagsZeitung» fordern sie die Sperrung des berühmtesten Schweizer Viertausenders. Allerdings wollen die zitierten Bergführer anonym bleiben.
Idee der Matterhorn Sperrung sei «lächerlich»
Pierre Mathey ist Geschäftsführer des Schweizer Bergführerverbands und will von einer Sperrung des Berges nichts wissen: «Laut meinen Informationen der Bergführer in Zermatt kommt diese Forderung weder von den lokalen, noch von den Schweizer Bergführern!»
Überhaupt sei die Forderung nach einer Sperrung des Matterhorns oder eines anderen Berges «lächerlich und unrealistisch.» Denn: «Der Berg ist - gleich wie die Alpen generell - ein Raum der Freiheit. Er ist offen für alle. Und zwar mit oder ohne Bergführer.»
Nur die Kommission für Naturgefahren der Gemeinde Zermatt sei zu einer Sperrung des Gebiets befugt. Dies war das letzte Mal im Sommer 2003 der Fall, nachdem ein mächtiger Felssturz die Sicherheit gefährdete.
Pierre Mathey: «Ein Nullrisiko gibt es nicht, das gilt auch in den Bergen.»
Touren immer wieder den Gegebenheiten anpassen
«Der Klimawandel ist Realität», sagt Mathey. Doch darauf werde seit Beginn des Bergsteigens vor über 200 Jahren Rücksicht genommen. «Bergführer und Bergsteiger haben ihre Routen und Aktivitäten immer wieder den Gegebenheiten angepasst.»
Ob ein Berg bestiegen wird oder nicht, entscheide jeder Bergführer und Bergsteiger im eigenen Ermessen am Tag des Aufstiegs.
Eine Anpassung, welche sich Mathey im Alpinismus vorstellen könnte und die derzeit auch diskutiert werde, seien vorverlegte Öffnungszeiten der Hütten. «Das wäre wünschenswert», so Mathey.
Bestimmte Touren könnten dann bereits Anfang Juni durchgeführt werden. «Dafür könnte man auf manche Aufstiege im August verzichten.»
Pierre Mathey: «Sicherheit hat immer Vorrang»
An der Unglückstelle am Matterhorn herrschte vor zwei Wochen ein hohes Steinschlagrisiko. Darum waren bei der Bergung der Verunfallten auch die Rettungskräfte Gefahren ausgesetzt. In den Kommentarspalten verschiedener Schweizer Newsportale wurde der Vorwurf vom egoistischen Bergsteigen laut.
Pierre Mathey: «Die Rettungskräfte entscheiden im eigenen Ermessen, ob sie eine Rettung fortsetzen oder stoppen. Genau so wie ein Bergführer entscheidet, ob er eine Tour fortführt oder nicht.» Rettungskräfte würden regelmässig Einsätze unterbrechen, um ihre eigene Sicherheit zu gewährleisten. Das Stichwort «Eigenverantwortung» habe am Berg eine hohe Bedeutung.