Mehrere Blockaden: Deshalb gehen Klimaaktivisten so radikal vor
Das Wichtigste in Kürze
- Renovate Switzerland sorgte auch heute in Zürich wieder für Staus.
- Die Klimaaktivisten klebten sich erneut auf die Strasse.
- Ein Experte erklärt, warum die Aktivisten so radikal vorgehen.
Auch heute sorgten Klimaaktivisten mit einer Aktion in Zürich wieder für Aufmerksamkeit. Sie klebten sich am Bellevue auf die Strasse und lösten ein Verkehrschaos aus. Am Dienstag hatten sich die Mitglieder von Renovate Switzerland in Bern auf eine Autobahnzufahrt geklebt– es kam zu Staus.
Mit einem Protest auf der Zürcher Hardbrücke sorgte die Gruppierung am Samstag für Verkehrschaos.
Ein Ziel der Aktivisten: Ein Zeichen gegen die steigenden CO2-Emissionen setzen. Dabei sorgen sie bei den Autofahrern, die ihretwegen in Staus geraten, für rote Köpfe. Ein Twitter-Video zeigt gar einen LKW, der die Aktivisten einfach wegschiebt.
Schadet sich Renovate Switzerland mit solchen Aktionen womöglich selbst?
Aktivisten wollen Berichterstattung
Philip Balsiger, Experte für soziale Bewegungen von der Universität Neuenburg, erklärt: Den Aktivisten sei es ein Anliegen, dass über sie berichtet wird. Insofern seien die Aktionen förderlich. «Im für sie idealen Fall wird nicht bloss über die Aktion berichtet. Sondern auch über die Forderungen der Organisation Renovate Switzerland», fügt Balsiger hinzu.
Aber: «Die Gefahr besteht allerdings, dass nur das Vorgehen und dessen Legitimität diskutiert wird.» Und dies geschehe in den meisten Fällen mit überwiegend kritischer Betrachtung. Die Aktivistinnen und Aktivisten würden das jedoch in Kauf nehmen. «Auch, weil sie es gegen die Dringlichkeit der Thematik abwägen», so der Experte.
Hätten die Aktivisten zum Beispiel einfach zu sechst auf dem Bundesplatz Parolen skandiert, «hätte wohl kaum jemand darüber berichtet». Es sei schwierig, «abschliessend zu bewerten, ob die positive oder negative Wirkung überwiegt».
Was halten Sie von den jüngsten Aktionen von Renovate Switzerland?
Balsiger geht zudem davon aus, dass solche Aktionen eher bestehende Meinungen festigen, als sie zu verändern.
«Aktionen sollen irritieren»
Ziviler Ungehorsam verursache «auch historisch kurzfristig immer Ärger», sagt der Soziologe und Verschwörungstheorie-Experte Marko Kovic. «Die Aktionen werden wohl so wahrgenommen, wie sie beabsichtigt sind: Als nervige, unangenehme Störungen, die irritieren sollen», so der Experte.
Trotzdem könnten die Aktivisten etwas damit bewegen: «Solche Aktionen können dennoch mittel- und langfristig die öffentliche Debatte hin zu mehr Dringlichkeit im Kampf gegen den Klimawandel verschieben.»
Ob die Aktionen von Renovate Switzerland in dieser Hinsicht allerdings tatsächlich wirksam sind, wisse man noch nicht.