Miete verdoppelt – Ehepaar muss nach 47 Jahren wegziehen
Wegen teuren Neubauten muss ein Ehepaar aus Kloten ZH nach 47 Jahren wegziehen. Die Miete der neuen Wohnungen ist doppelt so hoch wie bei der alten Wohnung.

Das Wichtigste in Kürze
- Ein Ehepaar aus Kloten ZH muss nach 47 Jahren seine Wohnung verlassen.
- Der Mietzins der Neubauten ist doppelt so hoch wie jener der alten Wohnung.
- Die Politik reagiert empört.
Eine Siedlung am Rande von Kloten ist im Wandel: Wo einst unscheinbare Häuser standen, ragen nun moderne Wohnblöcke empor.
Die Pensionskasse Schaffhausen hat hier 224 neue Wohnungen errichtet – mehr als doppelt so viele, wie zuvor vorhanden waren.
Doch nicht nur die Anzahl an Wohnungen verdoppelt sich – sondern auch der Mietzins.
Köbi Widmer und seine Frau sind seit fast einem halben Jahrhundert Bewohner dieser Siedlung. Für ihre alte 4-Zimmer-Wohnung zahlten sie monatlich rund 1400 Franken.
Das Ehepaar hatte gehofft, eine dieser neuen Wohnungen beziehen zu können, wie sie dem «Tagesanzeiger» erzählen.
Doch dann der Schock: Eine vergleichbare Wohnung in den Neubauten kostet zwischen 2800 und 3150 Franken pro Monat.
Ehepaar muss wegziehen
Köbi Widmer sagt: «Klar hatten wir uns darauf eingestellt, etwas mehr Miete zahlen zu müssen.» Aber gleich mit doppelt so hohen Wohnkosten wie bisher habe er nicht gerechnet.
Die Widmers sehen sich nun gezwungen, wegzuziehen: «Wir hatten keine Zeit mehr, hier etwas Passendes zu finden», so Köbi Widmer.
Sie ziehen nun nach Winterthur, wo sie eine 3,5-Zimmer-Wohnung für 1900 Franken gefunden haben.

In Kloten war das Paar tief verwurzelt: «Wir wären wirklich sehr gern hiergeblieben.»
Gemäss der Zeitung wurde das Ehepaar von der Pensionskasse lange hingehalten. «Die Kündigung per Ende Juni 2025 wurde uns schon vor drei Jahren geschickt. Aber die Höhe der neuen Mieten kommunizierte uns die neue Verwaltung erst dieses Jahr», ärgert sich Widmer.
Die Klotener Politik reagiert
Alex Moser von den Grünen Kloten hinterfragt die Preisgestaltung der neuen Wohnungen. Er erinnert sich an Aussagen des Stadtrats während der Bewilligungsphase des Projekts: Die neuen Wohnungen sollten im «mittleren Preissegment» liegen.

Doch dieses «mittlere Preissegment» entpuppt sich jetzt als zu hoch für viele bisherige Mieterinnen und Mieter.
Diana Diaz, Co-Präsidentin der Grünen und Abgeordnete im Klotener Stadtparlament, hat einen Vorstoss lanciert. Sie will wissen, welche Unterstützungsleistungen tatsächlich erbracht wurden und wie vielen Betroffenen geholfen werden konnte.
Zu hohe Miete für Durchschnittseinkommen
Köbi Widmer ist enttäuscht vom Vorgehen der Pensionskasse und vom Stadtrat: «Den Investoren freie Hand zu lassen, führt genau zu diesem Resultat.»
Oliver Diethelm von der Schaffhauser Pensionskasse verteidigt jedoch die hohen Mietpreise. Sie seien «marktkonform festgesetzt» worden und man müsse auch an notwendige Renditen denken.