Migros & Coop für herzige Weihnachtsspots kritisiert
Detailhändler wie Migros und Coop setzen in der Weihnachtszeit auf herzige Werbespots. Mit Emotionen den Konsum vorantreiben – das führt zu Kritik.
Das Wichtigste in Kürze
- Auch dieses Jahr sorgen die Detailhändler zur Weihnachtszeit wieder auf grosse Emotionen.
- Migros zeigt erneut den Wichtel Finn, während bei Coop eine Angestellte für Gefühle sorgt.
- Die emotionalen Weihnachtsspots werden von einem Wirtschaftspsychologen scharf kritisiert.
Jedes Jahr zur Weihnachtszeit versuchen Detailhändler, die Herzen der Konsumentinnen und Konsumenten mit emotionalen Werbespots zu gewinnen. Dabei setzen Migros & Coop auf grosse Gefühle und Mitgefühl.
Die diesjährigen Ausgaben: Die Migros setzt erneut auf ihren 2017 das erste Mal erschienenen Wichtel Finn. Bei Coop verteilt währenddessen eine Angestellte Komplimente in Form von Notizzetteln.
Vergleicht man die Weihnachts-Spots fallen vor allem zwei Sachen auf: Sie sind überdurchschnittlich lang und bewerben kein direktes Projekt. Experten sprechen vom «emotionalen Ansatz».
Dieser gehört laut Frank Bodin zum Konzept. In der gestrigen Ausgabe von «10 vor 10» betont der Zürcher Werber: «Ich sage immer: Bevor das Portemonnaie aufgeht, sollte das Herz der Menschen aufgehen.»
Migros dürfte für Wichtel-Kampagne mehrere Millionen gezahlt haben
Weihnachten sei eine Zeit, in der man besonders bereit sei, Botschaften zu empfangen und für sich und andere Geld auszugeben. Das sagte der Geschäftsführer von TBWA, Matthias Kiess, dessen Werbeagentur seit mehreren Jahren die Spots für Coop kreiert.
Der Werbe-Spezialist betont, dass die momentane Situation in der Welt, die Empfangsbereitschaft für schöne Geschichten erhöhen könne. Die Detailhändler nutzen dieses Konsumverhalten und gestalten ihre Spots dementsprechend emotional, mit positiven Botschaften.
Kleines Detail: Die Vorweihnachtszeit gehört zur umsatzstärksten Zeit des Detailhandels und macht gemäss Bundesamt für Statistik rund 20 Prozent des Jahresumsatzes aus.
Die Weihnachts-Werbung darf deshalb offenbar auch einiges Kosten. Die Wichtel-Kampagne der Migros etwa, dürfte laut Experten-Schätzungen mehrere Millionen Franken gekostet haben. Entwickelt wurde sie demnach von der Werbeagentur Wirz.
Konsumenten zahlen Weihnachtswerbung indirekt mit
Dass die Detailhändler wie Migros und Coop mit Emotionen den Konsum vorantreiben, gefällt aber nicht allen. Kritik kommt etwa von Wirtschaftspsychologe Christian Fichter. Er spricht Klartext: «Wir bezahlen für emotionale Manipulation». Er hält fest, dass diese budgetstarken Werbesports schliesslich indirekt durch den Konsum finanziert werden.
Der Experte bedauert, dass der Detailhandel die Weihnachtszeit zu einem Shopping-Event gemacht hat. «Die Unternehmen entfernten Weihnachten so von der Tradition und stellten den Konsum in den Vordergrund».
Auch der aktuellen Weihnachts-Werbung von Onlinehändler Digitec Galaxus kann Fichter nicht viel abgewinnen. Obwohl dort nicht auf den emotionalen Ansatz gesetzt wird sondern bewusst auf die harte Realität.
So bringt Santa keine Geschenke, sondern kauft bei einem Tankstellenbetreiber Lutschbonbons und Kondome «ohne Feeling». Fichter betont: «Auch dieser Spot zielt darauf ab, den Menschen das Geld aus der Tasche zu ziehen.» Er gesteht aber: «Man lacht wenigstens darüber.»