Migros Tochter Ex Libris entschuldigt sich für Nazi-Buch im Shop
Mit einem Sortiment von 4,5 Millionen Bücher bietet der Online-Shop von Ex Libris einiges. Darunter auch antisemitische Literatur eines rechtsextremen Verlags.
Das Wichtigste in Kürze
- Ex Libris verkaufte antisemitische Hetzschriften.
- Es habe sich um einen Fehler gehandelt, sagt die Firma.
- Einige Bücher wurden jetzt aus dem Sortiment genommen.
Die wundervolle Welt der Bücher – laut eigenen Angaben umfasst das Sortiment von Ex Libris 4,5 Millionen Titel. Darunter befinden sich Kinderbücher, Kochbücher – und auch antisemitische Nazi-Werke.
Ein Beispiel: Das Machwerk «Die Protokolle der Weisen von Zion und die jüdische Weltpolitik» von Alfred Rosenberg. Rosenberg war ein führender Ideologe der Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei (NSDAP). Im Rahmen des Nürnberger Prozesses am Ende des Zweiten Weltkriegs wurde der Faschist zum Tode verurteilt.
Herausgebracht wird das Buch vom deutschen Verlag «Der Schelm». Im Sortiment befinden sich unter anderem das SS-Propagandabuch «Der Untermensch» oder ein Kalender, der die Nazi-Diktatur glorifiziert.
Der Chef des Verlags heisst Adrian Preissinger. Mehrmals wurde er verurteilt, etwa wegen Volksverhetzung. Für Schlagzeilen sorgte Preissinger 2016, als er nach Auslaufen des Urheberrechts Adolf Hilters «Mein Kampf» unkommentiert veröffentlichte.
Preissinger weist zudem Verbindungen zu weiteren rechtsextremen Gruppen und der NPD auf. Heikle Bücher werden als «Wissenschaftlicher Quellentext» getarnt. Somit soll der Verkauf legitimiert werden.
Warum führt Ex Libris ein solches Buch?
Bis vor kurzem war etwa das Buch von «Der Schelm» im Online-Sortiment von Migros-Tochter Ex Libris. Eine erste Anfrage wurde nach rund sechs Stunden beantwortet. Man arbeite daran, heisst es. Am folgenden Tag folgt eine schriftliche Antwort.
«In diesem Fall ist ein Fehler passiert, für den wir uns entschuldigen», schreibt Mediensprecherin Marie-Christine Schindler. Nach einer Abklärung wurde das Buch aus dem Sortiment genommen, sowie mindestens ein weiteres. Weitere Abklärungen seien im Gang.
Die Frage drängt sich auf, wie solche Hass-Schriften in das Sortiment kommen? Nach einer weiteren Mail an Ex Libris meldet sich Geschäftsführer Daniel Röthlin.
Röthlin verortet das Problem bei der mangelnden gesetzlichen Regulierung. In Deutschland befindet sich das eingangs erwähnte Machwerk auf dem Index. Über die Liste der indizierten Medien verfügt die Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien.
Jedoch hat Ex Libris laut Röthlin keinen Zugang zu dieser Liste. Lediglich der deutsche Lieferant könne auf die Index-Liste zugreifen. Das Buch von Rosenberg gelangte aber über den Schweizer Lieferanten auf die Seite von Ex Libris.
Abstimmung hat nicht geklappt
Es habe sich herausgestellt, dass in diesem Fall die Abstimmung mit dem Schweizer Sortiment nicht geklappt habe, was eindeutig ein Fehler sei.
«Bei einem Angebot von 4,5 Millionen Büchern können wir nicht alle prüfen», rechtfertigt Röthlin. Man brauche so ein grosses Sortiment, um im Preiskampf zu bestehen. «Dazu muss man die Strukturen schlank behalten, um zu rentieren», sagt der Geschäftsführer.
Grundsätzlich seien 99,5 Prozent der Neuerscheinungen (rund 80'000 Bücher) unproblematisch. Röthlin: «Die Übersicht zu behalten ist schwer.» Zudem sei es eine schwierige Thematik.
«Wo soll man die Grenzen ziehen?», fragt der Ex-Libris-Chef. Gesetzliche Grundlagen würden laut Röthlin helfen. Nur gebe es diese in der Schweiz nicht.